Der Untertitel „Wie Unternehmen davon profitieren, soziale Verantwortung zu übernehmen“ trifft aus meiner Sicht aber nicht ganz den Inhalt des Buches. Ich würde die ‚soziale Verantwortung‘ eher als (zwischen-) menschliche, ethische und empathische Verantwortung des Einzelnen beschreiben.

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Foto von You X Ventures

Das individuelle Engagement basiert auf der persönlichen Einstellung und kann Unternehmens-, Führungs- und Kommunikationskulturen widerspiegeln.

Der erste Teil des Buches diskutiert unter dem Motto „Alles bleibt anders?“ aktuelle (Mega-) Trends. Schöntauf reißt anregend und plakativ unterschiedliche Themen an, wie zum Beispiel Zeitarbeit, Verpackungsmüll, Textilfabriken in Billiglohnländern, Gender Shift, Smart City wie auch die CO²-Neutralität.

Im zweiten Teil („Ohne Werte ist alles nichts“) kann man sich selbst ‚an der Nase‘ nehmen und das eigene Leben durchgehen, angefangen von Kindheit und Familienstruktur bis zum Umgang mit Menschen im privaten und beruflichen Kontext. Schöntauf beschreibt auch zahlreiche negative und positive Unternehmensbeispiele. Insgesamt bietet dieses Kapitel viel Inhalt für die persönliche Reflektion.

Im dritten Teil tauchen Begriffe wie Employer Branding oder CSR auf und der Autor lenkt den Blick auf die unternehmerische Sicht. Er zitiert Organisationen im Hinblick auf nachhaltige Wertevermittlung und Sinnstiftung. Was schafft Vertrauen? Wie gehe ich mit dem bestehenden Image um? Wie geht es Menschen in meinem Unternehmen? Wie kommunizieren meine Führungskräfte mit ihren Mitarbeitern?

Danach beschreibt er sieben „MindShift Steps“, zu denen er Interviews mit Unternehmen anführt. Die Themen sind brisant und aktuell:

1. Kultur und Werte in Kombination mit Moral und Ethik

2. Von der Führungskraft zum Sinnstifter

3. Vernetzung, Netzwerke und Kooperationen als inhaltliche Bereicherung für die Gesellschaft

4. Beziehungen zu Produkten und glückliche Mitarbeiter durch weiche Faktoren wie Vertrauen, Anerkennung und Wertschätzung

5. Leidenschaft fördern durch weniger Management und mehr werteorientierte Führung


6. Bildung und Wissensarbeit unter Berücksichtigung 
der stetigen Digitalisierung, dem Zugang der Generation X/Y und der Generation 50+

7. Gewinn statt ökologische und soziale Verantwortung, billigste Smartphones, Kinderarbeit, Recycling, Umgang mit Rohstoffen: Der Autor zeigt, dass letztendlich ALLES seinen Preis hat.

Insgesamt betrachte ich das Buch weniger als Fachliteratur, sondern vielmehr als Inspiration für das eigene Tun – im Unternehmen und privat. Nahezu jedes aktuelle Thema oder Schlagwort wird angesprochen und diskutiert.

Sinnstifter

Wie Unternehmen davon profitieren,
soziale Verantwortung zu übernehmen

Jürgen Schöntauf
Campus Verlag
262 Seiten

 

EAN 9783593505756



 

Leseprobe

Ein Grund für dieses Buch liegt in meiner eigenen Werteorientierung. Ich bin aus einem tief verwurzelten Optimismus heraus der Überzeugung, dass wir zwar nicht in einer perfekten, aber in einer guten Welt leben und dass es für jeden von uns Möglichkeiten gibt, sie noch besser zu machen. Seit über 20 Jahren begleite ich als Kommunikationsdesigner und Berater Unternehmen und Konzerne aus den unterschiedlichsten Branchen. Dazu gehören viele B2B-Unternehmen, aber auch einige Non-Profit-Organisationen und kleine Handels-unternehmen. Obwohl ich in dieser Zeit in einigen Unternehmen enttäuschende Erfahrungen hinsichtlich Nachhaltigkeit, Unternehmenskultur und Werteorientierung machen musste, ist es eine meiner Überzeugungen, dass Unternehmertum im deutschsprachigen Raum besser ist als sein Ruf. Unternehmertum ist in Deutschland aus vielen Gründen schlecht angesehen. Das hat eine lange Tradition. Das beginnt bei den Schul- und Kinderbüchern, in denen der Unternehmer häufig der Bösewicht ist oder zumindest als unangenehme, unsympathische Person beschrieben wird. So wie in Paul Maars „Eine Woche voller Samstage": Dort ist es der Regenschirmfabrikant Herr Oberstein, der den lieben Herrn Taschenbier ständig ärgert und keinen einzigen positiven Charakterzug besitzt. Auch im Kabarett kommen Unternehmer in der Regel schlecht weg. Getreu der Devise „Ich habe die Arbeit, der Chef hat den Gewinn“ wird Kapitalismuskritik auf dem Rücken der Unternehmen geübt. Und das Handelsblatt stellte fest, dass in der Fernsehreihe Tatort am Ende immer der Unternehmer der Bösewicht ist.


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Quelle: personal manager - Zeitschrift für Human Resources | Ausgabe 2 März/ April 2017