Diese Geschichte nimmt Baumgartner als Ausgangspunkt seiner Analyse und Beschreibung von Nachhaltigkeit und dem Ziel des Wirtschaftens, den Menschen wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Er beschreibt die hohen Belastungen der Arbeit und die Zumutungen des Berufslebens, die es an den Menschen stellt. Wo muss man am Limit sein und wo lohnt es sich nicht mehr? Wo ist es genug? Dieser Frage geht Baumgartner in diesem Buch nach. Genug an Geschwindigkeit. Genug an Geld. Genug an Überlastung.
Das Plädoyer für „ein Genug“ als ein Plädoyer für ein nachhaltiges und gleichzeitig leidenschaftliches Wirtschaften gelingt Baumgartner sehr gut und er bringt den Leser hierbei zum Mitdenken und Nachdenken
Ernest Shackleton war ein Grenzgänger ohne Selbstüberschätzung. Für ihn war es kein Makel, ein angepeiltes Ziel abzuwandeln oder sogar knapp vor einem Ziel umzukehren. Eine Führungsqualität, die aus heutiger Sicht dort ansetzt, wo so manche Erfolgsstandards im Management durchaus kritisch zu hinterfragen wären. Unter Shackletons Führung gelang es seinen Crewmitgliedern, trotz härtester Entbehrungen und lebensfeindlicher Umstände, die Südpolexpeditionen zu überleben. Wie konnte das gelingen?
Für mich persönlich war der zweite Teil des Buches, der viele Aspekte des Themas beleuchtet, sehr anregend und inspirierend. Die Leserinnen und Leser können Anleihe nehmen an den Positionen und Ideen. Als Gleichgesinnte können sie sich wiederfinden in vielen Aussagen, werden sich verstanden fühlen, manchmal auch irritiert das Buch weglegen. Alles in allem werden sie sich aber viele Denkanstöße mitnehmen. Was manche gegebenenfalls vermissen werden, ist die Vertiefung einiger Gedankengänge und Positionen des Autors.
Insgesamt aber: Ein Muss für Leser, die keine „How-to-do“-Antwort haben wollen und sich anregen lassen, sich ihre eigene Meinung zu bilden.
Quelle: personal manager Zeitschrift für Human Resources Ausgabe 1 Jänner / Februar 2013
Peter Baumgartner nimmt die Biografie und die Geschichte des Polarforschers Sir Ernest Shackleton und seiner Expeditionen zum Ausgangs- und Mittelpunkt seiner Analyse von Grenzgängen. Auf den ersten 92 Seiten nimmt der Autor seine Leserinnen und Leser mit auf den genialen Grenzgang des britischen Polarforschers und beschreibt detailreich und humorvoll dessen Polarreisen und Erfahrungen.
Auf den ersten Blick ist Shackleton erfolgreich gescheitert.
Er hat sein Ziel, die Antarktis zu erforschen, nicht erreicht. Er entschied nur 97 Meilen vor dem Erreichen des Südpols, umzukehren. Auf dem Weg zum Südpol hat er seine Mannschaft immer wieder gefordert, an Limits zu gehen und diese immer wieder auch zu überschreiten. Er hat als Führer der Expedition diese Grenzgänge auch vorgelebt.
Auf den zweiten Blick beschreibt Baumgartner aber einen Expeditionsleiter, der zum Wohle seiner Mannschaft entscheidet, nicht das Ziel zu erreichen. Nicht zum Zwecke des Erfolgs über das Limit zu gehen.
Shackletons Vorbildwirkung und Überzeugungskraft waren natürlich wichtig. Seine Gabe, Perspektiven zu entdecken, die Mut machen und unerwartete Überlebenskräfte auslösen, jedoch maßgebend. Shackleton konnte am Limit mit ganzer Demut souverän bleiben und auf diese Weise zwischen dem Machbaren und nicht Machbaren unterscheiden. Für ihn war es als Grenzgänger in Grenzsituationen entscheidend, das Zusammenwirken der Fähigkeiten seiner Crewmitglieder für deren Überleben zu gewährleisten.
Vor dem historischen Hintergrund von Shackletons Leben stellt Peter Baumgartner Querbezüge zu unserer globalisierten Zeit her: Das Ausloten der Grenzen des Machbaren in Wirtschaft, Technik und Ökologie. Der Umgang mit sich selbst und den anderen. Das Verhalten als führungsverantwortliche Person. Moralisches Handeln als Grundlage für gesellschaftliche Verantwortung. Maß und Maßlosigkeit. Gefährdung der eigenen Lebensbalance. Kernfragen in diesem Zusammenhang: Haben wir Klarheit über das Wofür unseres Handelns und das Wissen um eine lebensfähige Zukunft? Was benötigen unsere Unternehmen, um auch in der Zukunft zu bestehen? Wie gelingt es, Entscheidungen zu treffen, die uns nicht permanent ans eigene Limit führen?
Geniale Grenzgänge (Buchtitel) hebt sich ab von der Fülle jener Ratgeber, die für nahezu alles und jedes einen spontanen Tipp parat haben. Es fordert dadurch umso mehr auf, innezuhalten und sich der eigenen Limits bewusst zu werden. Fazit: ein Buch, um über eine selbstverantwortliche Zukunft nachzudenken, die nicht unbedingt am Limit der eigenen Möglichkeiten zu erfolgen hat.