Dass mit dem vorliegenden Werk kein Leitfaden für perfektes Recruiting entstanden ist, legt das Autorenduo gleich zu Beginn offen. Vielmehr liegt der Fokus darauf, einen Impuls zu geben, um den lange geforderten Perspektivenwechsel hin zu mehr Kandidatenorientierung im Bewerbungsprozess umzusetzen.

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Foto von Sarah Shaffer


Zur Verdeutlichung dient die Schilderung von zehn Bewerbungsprozessen aus Sicht der Kandidatinnen und Kandidaten.

Die Übersichtlichkeit ist dabei von Anfang an gegeben: Gut strukturiert erhalten die Leserinnen und Leser auf unterhaltsame Art und Weise einen Einblick in die Bewerbungspraxis unterschiedlicher Unternehmen, in vielfältigen Branchen mit ihren Besonderheiten, doch jeweils aus Sicht der Bewerberin oder des Bewerbers. Diese Erlebnisse sind subjektiver Natur und sind oftmals geprägt durch eine negative Entscheidung im Interview, wodurch es einer reflektierten Betrachtung bedarf. Dennoch sollte man nie aus den Augen verlieren, was zum Empfinden der Kandidatinnen und Kandidaten führte und dass der Eindruck über ein Unternehmen, der im Interview entsteht, bleibend ist. Hier kommen altbekannte Recruiting-Hoppalas ans Tageslicht, etwa fehlende Vorbereitung im Interview. Die Quintessenz ist jedoch, dass eigentlich alle Kandidatinnen und Kandidaten Ähnliches erwarten: hohe Geschwindigkeit, Transparenz und Wertschätzung. Dies ist besonders für die junge Generation Y immer wichtiger. Um diese besser zu verstehen, bietet das Buch einen aktuellen Überblick über deren Werte und Antriebe und die Implikationen für das Recruiting von morgen. 

Eine ansprechende Candidate Experience im Bewerbungsprozess zu schaffen, ist ein Top-Thema der Zukunft, wenn Unternehmen als Arbeitgeber im War for Talents attraktiv sein wollen. Wenngleich viele der im Buch gegebenen Informationen bereits bekannt sind, fasst das vorliegende Werk die Erwartungen der Zielgruppe von morgen noch mal schlüssig zusammen. Es gibt so allen Personalisten, die einen neuen Zugang zur Generation Y finden möchten, einen Anstoß, ihren Bewerbungsprozess und den Umgang mit den Bewerbenden von Neuem zu überdenken. In der praktischen Anwendung wird sich jedoch zeigen, ob die Fehler anderer genauso einprägsam sind wie die eigenen und wie rasch der Fokus auf mehr Kundenorientierung so tatsächlich durchschlägt.

Erfolgsfaktor Candidate Experience
Der Perspektivwechsel im Recruiting

Von Maïté Ullah und Robindro Ullah

 

Schäffer Poeschel
1. Auflage 2015
206 Seiten
ISBN 978-3-7910-3480-5
39,95 Euro

 

 

 

 

 

Leseprobe


Candidate Experience ist ein Begriff, der erst in den letzten Jahren aufgekommen ist. Schlagworte wie demografischer Wandel, Fachkräftemangel oder Ingenieurslücke gingen ihm voraus und ebneten den Weg für die Entstehung eines neuen Bewusstseins in den Köpfen der Personaler.

Um an die grundsätzliche Thematik anzuknüpfen hatte Joachim Diercks, Geschäftsführer der Cyquest GmbH und bekannter HR-Blogger, 2014 zum „Jahr des Kandidaten“ ausgerufen und traf damit den Nagel auf den Kopf. Um sich als Arbeitgeber aus der Masse zu lösen und Erfolg bei der gewünschten Bewerber-Zielgruppe zu haben, muss eben dieser, der Kandidat eines Bewerbungsprozesses, wahr- und ernst genommen werden und seine Wünsche, Anforderungen, Gefühle während des Einstellungsverfahrens – und grundsätzlich an ein potenzielles Arbeitsverhältnis – müssen gründlich analysiert und nach Möglichkeit umgesetzt bzw. optimiert werden.

Der Kampf um die passenden Talente ist vielerorts zunehmend anstrengend und schwierig geworden. Der Konkurrenzdruck steigt, und man kann sich die Bewerber als Unternehmen nicht mehr einfach aussuchen.


Quelle: personal manager – Zeitschrift für Human Resources | Ausgabe 3  Mai/ Juni 2016.