Die „Sensation“ blieb aus: Der Fachkräftemangel ist ein reales Problem, befanden unisono die Diskussionsteilnehmer der 2. Ludwigshafener Personalgespräche. Zwar seien unterschiedliche Zahlen in Hinblick auf unbesetzte Stellen im Umlauf, doch in den sogenannten MINT-Berufen gebe es definitiv einen Mehrbedarf an qualifizierten Mitarbeitern. Eine Enttarnung des vielbeklagten und ebenso oft beschriebenen Fachkräftemangels als „Sturm im Wasserglas“ hatten die circa 200 Zuhörer in der Aula der Fachhochschule Ludwigshafen auch wohl kaum erwartet. Das mehr oder weniger absehbare Fazit der Veranstaltung lautete folglich: Von wegen Rhetorik – es gibt ein handfestes Problem und daran ändert auch die Finanzkrise nichts. Zweitens: Ja, wir können etwas tun.

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Foto von Icons8 Team

Keynote Karl-Heinz Stroh, Personalvorstand der Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte, und seine Mitstreiter aus der Podiumsdiskussion benannten einige Handlungsfelder, in denen etwas passieren muss. Einigkeit herrschte darüber, dass der Konjunktureinbruch Unternehmen nicht etwa Aufschub in Sachen Personalentwicklung und internationale Rekrutierung gewährt. „Es gibt keinen Grund zu warten, auch nicht in der Krise“, machte Stroh deutlich. Leider entspräche es der deutschen Mentalität, zu zögern und zu zaudern. „Wir sind die Letzten, die an den Aufschwung glauben und die Letzten, die eine Krise wahrhaben wollen.“ Vermutlich, so der Personalvorstand, kämen die Amerikaner am besten durch das Finanzchaos. „Ihre Strategie lautet, wenn es schrecklich ist, soll es schnell gehen.“ Das typisch deutsche Bedürfnis nach Besitzstandswahrung – ein Begriff, den es andernorts gar nicht gebe – verhindere angemessene Reaktionen.

Auch in der eigenen Zunft sei es verbreitet, die Augen vor größeren Problemen und Zusammenhängen zu verschließen, wetterte Thomas Sattelberger, Personalvorstand der Deutschen Telekom, in gewohnter Manier. Anstatt Verantwortung für das System Arbeit zu übernehmen „rührten viele Personaler nur in der eigenen Suppenküche“. Der „Feldherr“ wurde seinem Ruf gerecht, indem er lautstark Schützenhilfe in Sachen Bildungspolitik und Zuwanderung von Seiten der Politik („Gesinnungstäter ohne Faktenwissen“) und den Gewerkschaften („da muss man noch lange draufschlagen, bis ihre Ideologien aufbrechen“) einforderte. So deutliche Worte haben einen hohen Unterhaltungswert.

Die Veranstaltung brachte zwar keine völlig neuen Erkenntnisse, insgesamt hat sich der Besuch der 2. Ludwigshafener Personalgespräche aber gelohnt. Nur ein Wermutstropfen: Zum Abschluss gab es keine offene Fragerunde, so dass sich weiterer Informationsbedarf oder die Meinung des Auditoriums nicht offenbaren konnten. Grundsätzlich ist die Gesprächsreihe eine gute Erfindung. Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr!