GQ.com: Wie wichtig sind modischer Style und gepflegtes Äußeres bei der ersten Begegnung mit einem Personalberater? Worauf achten Sie besonders?

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Foto von Thomas Martinsen

Raik-Michael Meinshausen: Modischer Style und gepflegtes Äußeres können – in Abhängigkeit von der je zu besetzenden Position – mal mehr, mal weniger wichtig sein. Prinzipiell wird die Rolle der Mode und des Erscheinungsbildes im Bereich Vertrieb/Marketing (mit externem Kundenkontakt) sicher eine andere sein, als z. B. bei eher nach innen gerichteten Positionen, wie in der Informationsverarbeitung. Auch hier determiniert der Kontext die Gewichtung Bei einem Hersteller von Pflegeprodukten wird es wichtiger sein, wie gepflegt man sich zeigt (Kohärenz zwischen Produkt und Präsentation). Im Übrigen Auch Personalberater sind Menschen, da gibt es große Unterscheide hinsichtlich der Gewichtung dieses Themas. Generell Im Erkennen von Gemeinsamkeiten wird Vertrauen erschaffen. Es macht also Sinn, sich äußerlich so „ähnlich“ zu zeigen, wie der jeweilige Gesprächspartner.

GQ.com: Welche Position würden Sie am liebsten besetzen und warum?

Raik-Michael Meinshausen: Wir beraten unsere Kunden diskret bei der optimalen Besetzung von vakanten Positionen. Gerne würde ich bei der nächsten Besetzung des Papststuhls mitwirken, eine Professionalisierung im Such- und Auswahlprozess scheint mir hier angezeigt.

GQ.com: Was war Ihr außergewöhnlichstes Suchmandat?

Raik-Michael Meinshausen: Unsere Dienste erfordern absolute Vertraulichkeit, daher an dieser Stelle höchstens eine Anmerkung. Es war sehr reizvoll für mich, eine Frau bei einem Tendenzbetrieb im Vorstand zu platzieren, was ein Novum war.

GQ.com: Auf welche Frage sollte ein Kandidat bei Ihnen im Interview immer gefasst sein?

Raik-Michael Meinshausen: Relativ am Ende des Gespräches „Wir machen jetzt einen Rollentausch Sie sind Personalberater und ich bin Ihr Kandidat als Interviewpartner. Lassen Sie sich das bisherige Gespräch bitte nochmals durch den Kopf gehen. Welche Frage stellen Sie mir dann, die noch einen echten Erkenntnisgewinn verspricht?”

GQ.com: Was war der größte Faux Pax eines Kandidaten, den Sie je erlebt haben?

Raik-Michael Meinshausen: Dreimal jeweils kurzfristig verschobene Termine zum persönlichen Interview mit dem Kandidaten, um dann von ihm lapidar statt eines echten Treffens eine SMS zum vierten vereinbarten Termin zu bekommen „Habe mich nun entschieden, doch nicht mehr zu kandidieren“. Der Kandidat wird von unserem Haus sicher nie mehr angesprochen werden.

GQ.com: Aus der Kandidaten-Brille Was erwarten Sie von einem Top Personalberater?

Raik-Michael Meinshausen: Dass er/sie mich als Mensch mit meiner Persönlichkeit und Geschichte wahrnimmt und versteht, wie ich ticke. Ich will nicht nur als Profil oder Funktionsträger oder gar als potenzielles Placement-Fee gesehen werden. Als Karriere-Sparrings-Partner soll er mich unterstützen, mir Reflexion bieten und als Coach Optionen aufzeigen. Zudem soll er/sie offen und transparent machen, ob es eine Passung zwischen Suchprofil und meinen Qualifikationen, Erfahrungen und Kompetenzen gibt.

GQ.com: Was war Ihr herausforderndstes Mandat?

Raik-Michael Meinshausen: Ein Mandat, bei der eine Führungsposition im Bereich Produktionsplanung und Supply Chain Optimierung (Advanced Planning and Scheduling – APS) zu besetzen war. Klingt das nicht schon schön herausfordernd?

GQ.com: Wie hoch war das höchste Gehalt eines zu vermittelnden Kandidaten, den Sie platziert haben?

Raik-Michael Meinshausen: Das lag deutlich im siebenstelligen Bereich, ohne mehr verraten zu dürfen.

GQ.com: Ein Kandidat wird von mir sofort aus dem Raum geschickt, wenn…

Raik-Michael Meinshausen: … er sich in der Tür geirrt hat. Sonst nie.

GQ.com: Welche Frage würden Sie einem Kandidaten nie stellen?

Raik-Michael Meinshausen: Fragen, die wissentlich sein Lügen evozieren.

GQ.com: Was zeichnet einen erfolgreichen Headhunter aus?

Raik-Michael Meinshausen: Wer die Formel f (R) = (PS; PP) in der Personalberatung im Auge behält. Das erwartete oder zu erwartende Resultat (R) ist immer eine Funktion (f) von zwei Parametern der spezifischen jeweiligen Situation (PS) und des Kontextes sowie der individuellen Kompetenzen, Qualifikation, Erfahrung, Wissen etc. der betroffenen Person (PP). Es geht um die angemessene Frage der Eignung der Person für etwas. Personalberater und Kandidat bzw. Kunden sollten sich in einer Beziehung auf gleicher Augenhöhe ansprechen können. Gut ist der Personalberater, der zu einem passt! Respekt, Ehrfurcht, Wertschätzung, Seriosität, Vertrauen, Empathie, etc. spielen hierbei sicher eine gewisse Rolle (soziale Kompetenz). Der Berater führt Kunden und Kandidaten durch den Prozess der Suchmandate. Er/sie sollte nicht nur Erfüllungsgehilfe sein. Marktkenntnisse, Branchen-Knowhow, Projektmanagement-Skills, Gesprächsführung, Networking etc. mögen helfen – sind aber sicher nicht zwingend. Ökonomisch sollte sich der Berater selbst, auch sein Team, tragen können und ins Verdienen bringen.

Was in einem Gespräch mit einem Headhunter wirklich wichtig ist und wie Sie sich am besten darauf vorbereiten können

Quelle: http://www.gq-magazin.de/leben-als-mann/karriere/headhunter-er-jagt-kluge-koepfe