Hand aufs Herz: Wen würden Sie einstellen? Einen 34-jährigen motivierten Bewerber, der schnell lernt und neue Ideen mitbringt – oder einen Kandidaten jenseits der 55 mit mehreren Jahrzehnten Arbeit auf dem Buckel?
Die Zahl der älteren Arbeitnehmer steigt: Zum einen wegen des demografischen Wandels und zum anderen, weil sie immer später in Rente gehen. Suchen Menschen über 55 eine neue Stelle, haben sie aber vergleichsweise schlechte Chancen. Ältere Menschen lernen langsamer, sind nicht mehr so leistungsfähig wie jüngere Kollegen und können sich nur mühsam in neue Arbeitsabläufe und Programme einfinden – soweit die Vorurteile.
Doch denken Sie bitte daran: Die jüngeren Mitarbeiter arbeiten mehr – die älteren kennen jedoch die Abkürzungen, da sie viel erfahrener sind. Möchten Sie auf dieses Wissen und diese Erfahrungen verzichten?
Aus diesem Grund sollten Sie Ihre Recruiting-Strategie bzgl. des Alters von neuen Mitarbeitern grundsätzlich überdenken. Denn eines ist sicher: Der 61-jährige Kollege wird Sie nicht nach zwei Jahren verlassen, da ihm ein anderes Unternehmen ein paar Euro mehr geboten hat. Die Chance, dass Ihnen dieser Mitarbeiter loyal die nächsten sieben Jahre zur Seite steht, liegt in einem sehr hohen Prozentbereich.
Deshalb sollten Sie keinem Interessenten aufgrund seines Alters absagen. Ganz im Gegenteil – ich empfehle Ihnen die Zusammenarbeit aus folgenden Gründen:
97 Prozent der älteren Mitarbeiter scheinen motiviert
Eine neue Studie zeigt jetzt auch: Die meisten Unternehmen machen gute Erfahrungen, wenn sie ältere Bewerber eingestellt haben. In einer Studie wurden nun Unternehmen gefragt, wie zufrieden sie waren, wenn sie auf „alte Hasen statt auf Jungspunde“ gesetzt haben.
Das Ergebnis: Fast alle Unternehmen, die im letzten Jahr Mitarbeiter über 50 eingestellt hatten, waren zufrieden mit ihrer Wahl. Zwar hatte sich jeder fünfte Chef ursprünglich jüngere Mitarbeiter gewünscht, doch letztendlich störte sie das Alter nicht: 97% der Betriebe gaben an, dass die älteren Mitarbeiter motiviert sind. Fast genauso viele berichteten, dass die Älteren sorgfältig arbeiten, sich ins Team integriert haben und ihre Erfahrungen einbringen konnten. Nur jeder vierte der älteren Angestellten musste länger eingearbeitet werden. Die Befürchtung, dass ältere Mitarbeiter häufiger krank werden, wurde nicht bestätigt: Nur 14% der Betriebe berichteten von häufigen Fehlzeiten der neuen Kollegen.
Fazit
Wer es sich leisten kann, der berücksichtigt wohl keine Mitarbeiter ab 55 Jahren beim Einstellungsverfahren für offene Positionen. Jedoch ich empfehle Ihnen, genau das Potenzial dieser großen „Randgruppe“ zu nutzen und bewusst zu adressieren. Somit erweitern Sie Ihren Suchradius um eine Vielzahl an Menschen, die wertvolle Erfahrungen mitbringen. Auf geht‘s, trauen Sie sich!