Arbeitgeber profitieren

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Foto von Thomas Lefebvre

Gerade Unternehmen profitieren von der Education Hacking-Bewegung. Schließlich sind Weiterbildungen oft teuer und Arbeitgeber daran interessiert, dass die lernenden Mitarbeiter tatsächlich motiviert sind. Wessen Beschäftigte sich mit Eigeninitiative – angeleitet durch Vorgesetzte – zum Beispiel mit einem kotenlosen MOOC beschäftigen, der kann sicher sein, dass wirkliche Fortschritte erzielt werden. Garantiert ist oft auch die Aktualität der Wissensinhalte, weil die Onlineangebote mit der Zeit Schritt halten. Allerdings sind die Rahmenbedingungen bei Education Hacking im Betrieb andere als am freien Markt. Arbeitgeber werden Beschäftigten Leitplanken für das Lernen geben müssen, um ihre Aktivitäten screenen zu können. 

Autodidaktisches Lernen im weitesten Sinne

Neben diesen prominenten Pionieren zählen sich aber auch solche Personen zu den Education Hackern, die abseits von Universitäten und staatlichen Einrichtungen in eher soften Wissensgebieten selbst lernen; womit Education Hacking mittlerweile im weitesten Sinne autodidaktisches Lernen bezeichnet.

In Deutschland, wo Zertifikate weiterhin eine bedeutende Rolle in der Personalauswahl spielen, hat Education Hacking durchaus keinen vergleichbaren Impact. Doch es könnte künftig anders werden. Immerhin erfreuen sich zum Beispiel so genannte Massive Open Online Courses (MOOCs) steigender Teilnehmerzahlen. Dabei handelt es sich um kostenlose Onlinekurse, die je nach Thema und Niveau von nahezu jedermann absolviert werden können. Anbieter sind zum Teil so renommierte Adressen wie die Leuphana Digital School, SAP oder Siemens. 

Die Alternative vieler junger Leute heißt „Education Hacking“. Das, was in Deutschland als autodidaktischer Unterricht daheim bekannt ist, zieht unter diesem Schlagwort seit drei bis vier Jahren Kreise in der globalen Gesellschaft. Die Maßgabe beim Bildungshacking lautet: Lass Dich nicht von einem System in eine Richtung schulen, die Deinen Talenten nicht entspricht und von der Du nicht weißt, ob sie überhaupt in einen Job mündet. Die Welt des Internets bietet enormes Wissen und etliche Tools, mit denen Du Dich selbst aus- oder weiterbilden kannst. Lerne also eigenständig und zahle nur Geld für Prüfungen und Zertifikate. Hacke die Bildungsinstitutionen mit Eigeninitiative, kürz Deinen Bildungsweg ab.

Selbstredend haben noch keine angehenden Landwirte oder Ärzte Education Hacking in ihren Kernkompetenzfeldern betrieben. Doch in Bereichen, da zig Materialien und Methoden am Papier oder Screen gelernt werden müssen, kann der Education Hacker getrost daheim büffeln.

Einer der ersten Pioniere der Bewegung ist Jay Cross. Der US-amerikanische Sender Fox News präsentierte den jungen 26-jährigen Mann in 2013 einem erstaunten Fernsehpublikum. Er hatte ein kostenpflichtiges vierjähriges College-Studium in Connecticut angetreten. Als er kurz vor Prüfungen Creditpoints brauchte, bot das College jedoch nicht die erforderlichen Kurse an. Die Kosten liefen weiter. Jay Cross kam auf die Idee, das nötige Material selbst zu lernen, und da jedes College in den USA Tests anbietet, absolvierte er das Zertifikatsverfahren an einer selbst gewählten Institution. Bei potentiellen Arbeitgebern lief er damit nicht auf; im Gegenteil, viele honorierten, dass er seine Geschicke selbst in die Hand genommen hatte. Außerdem konnte der Amerikaner eine viel kürzere Studienzeit vorweisen als seine ordentlich studierenden Kollegen, er brauchte ein Jahr. Auf Nachfrage der Fox News-Moderatorin, welche Studienfächer sich für ein Selbststudium eignen, benannte Jay Cross unter anderem Sprachen und Mathematik. Alle Disziplinen, die Fertigkeiten erfordern, fielen nicht darunter. Jay Cross betreibt eine eigene Website. Auf dieser rechnet er vor, dass erfolgreiche Education Hacker gegenüber einem Studium an einer privaten oder öffentlichen Institution zwischen 2.000 und 22.500 Dollar sparen könnten.

Inzwischen hat Jay Cross zahlreiche Nachahmer. Zu ihnen zählt zum Beispiel Scott H. Young. Er absolvierte seinen MIT Computer Science-Abschluss in einem Jahr. Ein ebenfalls inzwischen prominentes Gesicht hat die Bewegung in Dale Stephenson gefunden. Seine Geschichte erregte gegenüber derjenigen von Jay Cross noch mehr Aufsehen. Der junge Mann machte sogar seinen Schulabschluss allein. Er inspirierte mit seinem Erfolg etliche Jugendliche, denselben Weg zu gehen. Heute betreibt der Amerikaner die Plattform uncollege.org, die junge Menschen unter anderem anleiten will, ein Jahr im Ausland zu verbringen und dort zu lernen, auf eigenen Füßen zu stehen.