Nach unserer Erfahrung hat sich Social Media als Lernmedium (sofern man die unterschiedlichen Tools und Methoden als Einheit ansieht) in manchen Bereichen etabliert. Dennoch kann man nicht von einem insgesamt flächendeckenden Einsatz von homogenen Produkten/ Methoden sprechen. Vor allem die konzeptionellen Ansätze sind praktisch in jeder Anwendung einmalig.
Wie die Autoren der Studie anmerken, ist es nicht möglich, einen Nutzen von Social Media Learning zu quantifizieren. Deswegen mag es auch so schwierig sein, daraus Produkte zu machen. Wenn wir mal von Produkten wie HoloLens (was aber daran ist bitte „Social Media“?) absieht, scheint sich bislang keine eindeutige Form durchzusetzen. Firmeninterne Wikis z.B. sind nach unsrer Meinung ein sehr schwacher Indikator für diese Form des Lernens. Erstens, sind Firmenwikis oft lediglich Online gestellte Organisationshandbücher (die sehr oft ein Schattendasein fristen), zweitens können Wikis nicht immer ganz einfach bedient werden – das aber ist eine zentrale Bedingung für das Mitmach Web.
Wenn man darin „Lernen“ erkennen will, bitteschön. Dann aber muss jeder Anschlag am Schwarzen Brett und jede Reisekostenordnung in diesen Rang erhoben werden.
Außerdem: Wer hat sich bislang mit quantitativen Messungen im betrieblichen Lernen intensiv befasst? In den Unternehmen gibt es ja kaum aussagekräftige Messungen über den (geschäftlichen) Nutzen von traditionellem Lernen – Trainerbeurteilungen und Kosten pro Lerneinheit, etc. mal ausgenommen. Deshalb ist nach unserer Meinung, ein Mangel an Methoden zu sehen, der z.B. von der Forschung beseitigt werden könnte….?
Die Förderung von Eigenverantwortung, als Grund für den betrieblichen Einsatz von Social Media, ist für uns zugegebenermaßen ein überraschender Befund. Möglicherweise ist uns da etwas entgangen? Wird sofort als Hausaufgabe angenommen. Wir werden diesen Punkt bei unseren Kundengesprächen anbringen.
Dass eine zu schwache Mitmachkultur als größtes Hindernis für Social Media basierte Personalentwicklung gesehen wird, ist hingegen keine Überraschung. Wir kennen kein Social Media basiertes Lernkonzept, das „von alleine“ funktioniert. Ohne geeignetes Konzept und Community Manager war bislang noch jeder Ansatz zum Scheitern verdammt. Wir betonen: soweit unsere Erfahrung.
Alles in allem eine Studie also, die zum Teil erhellt, zum Teil bestätigt, zum Teil verwirrt. Wir meinen, dass vor allem der Wiederholzyklus der Studie einen besondere Wichtigkeit verleiht und wären froh, in drei Jahren die nächste Ausgabe davon kennen zu lernen.
Prof. Dr. Thorsten Petry hat bereits zum dritten Mal erhoben, welche Rolle soziale bzw. digitale Medien in der Personalentwicklung spielen. Nach den ersten beiden Erhebungen, in 2012 und 2014, wurden digitale Medien, insb. Social Media moderat in der Personalentwicklung genutzt. Die nun vorliegende Erhebung von 2017 sollte ermitteln, inwieweit digitale Medien aktuell in der PE eingesetzt werden.
Die Datenbasis wurde in 2012 aus 156 Unternehmen, in 2014 aus 235 und in 2017 aus 91 Unternehmen gezogen. Dabei kamen die Teilnehmer aus allen Branchen und allen Größenklassen.
Nach den Erkenntnissen der Studie hat der Einsatz von Social Media in der Personalentwicklung über die letzten Jahre kontinuierlich zugenommen. Allerdings scheint es nicht so einfach zu sein, den Nutzen von Social Media fürs Lernen zu quantifizieren.
Was sind denn nun die Fakten zum Social Media Lernen? Folgende, aus unserer Sicht interessante, haben wir hier mal aufgeführt:
Die Bedeutung des Social Media Einsatzes in der Personalentwicklung wird mehrheitlich als hoch oder gar sehr hoch eingeschätzt. Mit 63% der Nennungen ist das eine durchaus angemessene Aussage. Die aktuell am häufigsten eingesetzten Methoden sind unternehmenseigene Soziale Netzwerke und Wikis mit jeweils 40%.
Die Frage nach dem „Warum“ fördert eine Antwort zutage, über die es sich weiter nachzudenken lohnt: „Eigenverantwortung der Mitarbeiter fördern“ geben 51% der Befragten an. Ist das ein Hinweis auf eine sich ändernde Führungskultur? Möglich wäre das.
Beim Thema Zukunftspotentiale des Social Media Einsatzes wird der Punkt „Unterstützung von bedürfnisorientiertem, individuellem Lernen“ mit 60% am häufigsten genannt. Das scheint mit der vorherigen Antwort gut zusammenzupassen.
Mit 68% wird die zu wenig ausgeprägte Mitmachkultur als größtes Argument gegen einen Social Media Einsatz in der Personalentwicklung gesehen.
Was sagt uns der Blick in die Zukunft? Nicht überraschend rechnen 90% mit einer weiteren Zunahme der Bedeutung von Social Media in der Personalentwicklung.
Dabei werden folgenden Lernprodukten gute Entwicklungschancen zugetraut:
- Lernvideos 90%
- Künstliche Intelligenz 82%
- Augmented Reality 77%
- soziale Netzwerke 72%.
Die beiden Themen künstliche Intelligenz und Augmented Reality haben hier den größten Sprung nach vorne zu verzeichnen.
Wir können auf die nächste Untersuchung gespannt sein.
Hier der Link zur Studie:
Kontakt zu den Autoren der Studie: Prof. Dr. Thorsten Petry Lehrstuhl Organisation & Personalmanagement Wiesbaden Business School / Hochschule RheinMain thorsten.petry@hs-rm.de