Nach einer Woche Urlaub ohne Internet bin ich wieder online und widme mich gleich wieder einem brennenden Thema.

woman in white shirt using smartphone
Foto von bruce mars

Eine Woche offline, dies funktioniert bei mir nur mit einem guten Team, ist heute sehr ungewohnt und für viele Internetuser kaum noch denkbar. Doch es war auch einmal ganz angenehm, so ohne “Internetstress”. In den achtziger und neunziger Jahren war das noch ganz normal. So kann ich mich noch daran erinnern, dass ich während der Fussball-WM 1990 in Italien nur über Telefonkarten und öffentlichen Telefonen (z.B. in den Stadien) nach Hause kommunizieren konnte. Krasser war es drei Jahre später bei einem Rucksackurlaub in Griechenland. Hier hatten wir uns vage mit anderen unterwegs verabredet. Die Kommunikation funktionierte nur über “Mittelsmänner” zuhause. Handy, Blackberry oder Internet mit Free-Mails waren noch nicht verbreitet.

Heute schreibe ich über die Generation der Digital Natives, die genau dies nicht erlebt und auch nie wieder erleben werden.

In einem Artikel in der InternetWorld bemerkt der Country Director Sales von Google Deutschland, Stefan Tweraser: “Wenn ich das Medienverhalten von Digital Natives beobachten will, muss ich nur in das Zimmer meiner Tochter schauen. Da passiert alles gleichzeitig. Surfen, MP3 hören, Video sehen, MMS und SMS verschicken und sich dazu in drei Chatrooms parallel unterhalten. Wenn man dann fragt: ‘Was machst Du gerade?’ bekommt man zur Antwort ‘Mathe lernen’.” Das Internet wird die Mediennutzung immer stärker verändern und viel Neues in der Zukunft bringen. Es wird spannend zu beobachten, was auch unsere Kinder, heute sind beide noch im Kindergarten, so später alles gleichzeitig machen werden. Achim Berg, Geschäftsführer von Microsoft Deutschland, sieht TV und Webvideo sich immer stärker verschmelzen. Ich denke auch, dass TV und Internet immer mehr eins werden. Wer mehr zu den Anmerkungen von Stefan Tweraser sehen möchten, der sollte sich die Video-Interviews auf InternetWorld anschauen.

Doch wer sind denn nun überhaupt die Digital Natives?

Bei Wikipedia heisst es dazu:

Der Begriff wurde von Marc Prensky geprägt, einem ausgebildeten Pädagogen und Manager mit Aktivitäten u. a. auch im Bereich E-Learning. Als Ursprünge des Begriffs gelten der Artikel Digital Natives, Digital Immigrants in der Zeitschrift On The Horizon im Oktober 2001 und dem Folgeartikel Do They Really Think Differently? im Dezember 2001. Als Übertragungen ins Deutsche werden „[der] Digital-Native“, „Eingeborene der Informationsgesellschaft“, „Digital Einheimische“ und ähnliches verwendet. „digitale Eingeborene“, „digitaler Ureinwohner“,

Digital Immigrants sind mit diesen Techniken nicht von klein auf vertraut, sie adaptieren ihre Umwelt um damit zu arbeiten. Als Kennzeichen bringt Prensky folgende Beispiele: Sie drucken eher ein E-Mail aus oder heftiger, lassen es von der Sekretärin ausdrucken. Sie bringen eher Leute physisch ins Büro, um ihnen eine Webseite zu zeigen, als dass sie nur die URL versenden. Um einen Text zu überarbeiten, drucken sie ihn vorher aus. Sie können sich nicht vorstellen, dass man während man Musik hört oder Fernsehen schaut, lernen kann, weil sie es klarerweise selbst nicht können, da sie es in ihren Jugendjahren nicht gemacht haben. Primär sind mit der Gruppe die Geburtenjahrgänge vor 1970 gemeint.

Eine Bezeichnung mit anderem Schwerpunkt ist Generation Internet. Im Gegensatz zur in die Zukunft sehr offenen Bezeichnung Digital Natives ist dieser Begriff eher endlich und wird irgendwann durch etwas neues abgelöst, was auch für das ähnliche Generation M[edia] gilt. Allgemeiner kann man sie als Millennials oder Generation Y bezeichnen.

Das Antonym sind Digital Immigrants, die Elterngeneration, Leute die noch nicht von klein auf mit den neuen Techniken aufgewachsen sind. Der Begriff findet sich auf Deutsch als „digitale Einwanderer“ oder „digitale Immigranten“. Dazu gehöre ich übrigens, also ein Digital Immigrant mit ersten Computererfahrungen in der Ausbildung in den achtziger Jahren.

Prensky beschreibt mit Digital Natives 2001 alle Schüler vom Kindergarten bis zum College, also etwa ab Geburtsjahrgang 1980. Es ist die erste Generation welche von klein auf mit den neuen Technologien des digitalen Zeitalters aufgewachsenen ist. Computerspiele, E-Mails, Internet, Handys und Instant Messaging sind integrale Bestandteile ihres Lebens, sie wurden schon früh damit sozialisiert. Als Resultat dieser allgegenwärtigen Ausstattung und die massive Interaktion damit führt zu einem anderen Denken, anderen Denkmustern und zu einem fundamentalen Unterschied Informationen zu verarbeiten. Grundlage ist, dass unterschiedliche Erfahrungen zu unterschiedlichen Hirnstrukturen führen. Sie sind gewohnt Informationen sehr schnell zu empfangen, sie lieben es parallel in Multitasking zu arbeiten. Sie lieben den Direktzugriff auf Informationen (im Gegensatz zum seriellen), ziehen die Grafik dem Text vor und funktionieren am besten, wenn sie vernetzt sind.

Weitere Artikel dazu finden Sie hier:

http://www.blogpiloten.de/2008/10/16/digital-natives-uber-die-naiv-kompetenten-web-youngsters/

http://www.manager-magazin.de/it/artikel/0,2828,625126,00.html

Also so ganz kann ich mich damit zwar nicht anfreunden. Ich denke, ganz so krass sind zumindest nicht alle der Digital Immigrants. Ich konnte im Studium schon während des Lernens (laut) Musik hören. Vielleicht war ich damit, besonders als ja in der Regel nicht multi-tasking-fähiger Mann, meiner Zeit voraus. Naja, wahrscheinlich gehöre ich am besten zur Generation zwischen den Immigrants und Natives. Nennen wir sie “Natigrants”. Klingt gut, oder? 😉

Doch jetzt sollen vor allem die Digital Immigrants die besten Kandidaten aus der Generation Internet für die Unternehmen begeistern und rekrutieren.

Eine erste Herausforderung der wir uns stellen müssen. Die Kandidaten bestimmen zukünftig die Kommunikationswege und Medien mit, nicht mehr allein die Unternehmen. Das (alte) klassische Modell mit der Stellenanzeige, ob nun in Print oder Online, allein wird zukünftig nicht mehr funktionieren. Wir brauchen neue Wege und vor allem die enge Zusammenarbeit zwischen Digital Immigrants und Digital Natives (vergessen wir die Digital Natigrants nicht) bei Personalmarketing und Recruitment.

Hiermit werde ich mich in zukünftigen Artikeln noch weiter beschäftigen und auf einige neue Ideen hoffen.