Was macht die selbstständige Frau, wenn sie der Gründungsphase längst entwachsen ist und dennoch mit ihren offenen Fragen Rat sucht? Was tut die karriereambitionierte Angestellte, wenn sie sich in Strukturen wiederfindet, die ihr scheinbar den Aufstieg verhindern?

Foto: Elizabeth Villalta

Eines haben viele Business-Frauen gemeinsam: Sie nehmen Fehlentwicklungen oftmals als gegeben hin und versuchen ausdauernd, ihre Probleme alleine zu lösen. Dadurch verzögert sich nicht selten ihre berufliche und persönliche Entwicklung, während (männliche) Konkurrenten an ihnen vorbeiziehen.

Miriam Engel und Dr. Martina Henn-Sax widmen ihr Buch BusinessWomen Empowerment – Erfolgsfrauen nutzen ihr Netzwerk Unternehmerinnen, die sich ihren Herausforderungen nicht mehr länger allein stellen wollen, sondern den Mehrwert eines Vertrauensnetzwerks erkennen und für sich entwickeln wollen. Auch Frauen, die ihre Business- Entwicklung beschleunigen möchten, werden von den Portraits und Interviews von mehr als 30 Unternehmerinnen und Netzwerkerinnen profitieren.

Ein spannendes und weiterhin aktuelles Thema – neugierig hat die Redaktion von HRM.de Miriam Engel ein paar Fragen gestellt.

Warum braucht es speziell weibliches Empowerment?

„Frauen gründen anders“, sagte schon unsere Schirmherrin, die Niedersächsische Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta beim Göttinger Gründerinnentag 2019 und ergänzte in diesem Jahr beim BusinessBrillanzTag: „Für Mut braucht es Ermutigung.“
Unsere Erfahrung ist, dass Frauen sich häufig lange allein mit ihren beruflichen Herausforderungen auseinandersetzen, bevor sie jemanden um Hilfe bitten – anders als im Privaten. Dazu kommt, dass viele Geschäftsfrauen sich wenig in typischen Unternehmernetzwerken bewegen, die zumeist überwiegend männlich geprägt sind. So bleibt ihre Vernetzung fürs berufliche Weiterkommen auf der Strecke.

In unserem Buch BusinessWomen Empowerment – Erfolgsfrauen nutzen ihr Netzwerk geben wir explizit Frauen Tipps und Strategien für den Aufbau fachlicher und vertrauensvoller Netzwerke an die Hand. Darüber hinaus haben wir unter dem gleichen Namen eine Plattform geschaffen, die Businessfrauen zu „Strategie-Teams“, sozusagen Erfolgs-tandems zusammensetzt, damit diese sich für einen bestimmten Zeitraum gegenseitig mental, ermutigend und mit Kontakten für die berufliche Weiterentwicklung unterstützen. Dieses Vorgehen erleichtert vielen Frauen den Zugang ins Netzwerk, erlaubt kleine Schritte mit erstmal nur einer weiteren Netzwerkpartnerin. Mit den entstehenden Erfolgen traut frau sich dann auch größere Schritte in Richtung Netzwerkentwicklung zu.

Welche strukturellen Hindernisse müssen Frauen überwinden?

Wenn Frauen Karriere machen wollen, kommen sie an Männern nicht vorbei. Sind sie angestellt, sitzen überwiegend Männer in den Positionen, die über ihre Beförderung entscheiden, und sind sie selbstständig, so werden Männer in den meisten Branchen den größten Anteil ihrer Auftraggeber ausmachen.

Das bedeutet für sie, dass sie einerseits die männliche „Sprache der Macht“ lernen müssen und sich darüber hinaus mit strategischer Netzwerkarbeit befassen müssen, wenn sie beruflich akzeptiert werden und weiterkommen wollen. Da es Frauen, die mitunter in ihrem Leben schon negative Erfahrungen mit Unterdrückung, Übergriffigkeit oder auch „nur“ der strukturellen „gläsernen Decke“ gemacht haben, schwer fällt, bei Männern Rat zu suchen, wird es Zeit, dass die noch immer überschaubare Zahl an Unternehmerinnen dichter zusammenrückt und sich gegenseitig stärkt.

Was können Männer tun, um Frauen im Business zu unterstützen?

Ich denke, dass Männer der „älteren“ Generation gut daran tun, die gesellschaftlich geprägten Bilder der Frau neu zu überdenken. Es gibt eben nicht nur die eiskalte Karrierefrau oder die fürsorgliche, aber inkompetente Mutter. Auch Frauen sollten sich unterschiedliche Lebensmodelle zugestehen. Wir definieren unseren Lebenswandel selbst – alle ethisch vertretbaren Formen sind möglich.

Ich persönlich beobachte, dass jüngere Männer diese alte Normung nicht mehr so stark in sich tragen und einen viel weiteren Blickwinkel mitbringen. Indem wir alte Rollenbilder nicht als gesetzt, sondern als Möglichkeit wahrnehmen, können wir zusätzliche Nuancen für uns erschaffen, die am ehesten unsere Wünsche und Bedürfnisse ans Leben und an den Beruf erfüllen.

Gibt es drei Tipps, die jede Frau, egal auf welcher Karrierestufe, sofort umsetzen kann?

  1. Suche Dir weibliche Vorbilder, an denen Du Dich orientieren kannst.
  2. Finde eine Sparringspartnerin, mit der Du berufliche Fragestellungen und Schritte besprechen kannst und ehrliches Feedback bekommst.
  3. In den Worten von Astrid Lindgren: „Sei frech, wild und wunderbar“ und lass Dir von niemandem sagen, was möglich ist und was nicht. Du allein definierst das!

Frau Engel, vielen Dank!

Unten sehen Sie alle Informationen, um das frisch im Salsa-Verlag erschienene Buch zu erwerben. Zur Plattform für Vernetzung und Austausch für Frauen in der Wirtschaft Südniedersachsen finden Sie hier.

Dr. Martina Henn-Sax, Miriam Engel
BusinessWomen Empowerment – Erfolgsfrauen nutzen ihr Netzwerk
ISBN: 978-3-948235-13-0
Salsa-Verlag, 320 Seiten, 22,50 EUR

Interview: Sandra Blüm