Frau Rekemeyer, wie haben Sie denn damals von der Zukunft Personal erfahren?

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Foto von Oli Dale

Wir hatten eine Anfrage von einem Interessenten, der eine programmierte Jobbörse suchte. Das dürfen Sie sich aber nicht so vorstellen wie heute Monster oder Stepstone, das war damals alles noch nicht so ausgefeilt. Dieser Interessent wollte also eine Internetjobbörse und hatte uns dann zunächst damit beauftragt zu recherchieren, wo man so etwas bekommen kann. In dem Zusammenhang war mein Mann auf der Personal & Weiterbildung in Wiesbaden und hatte dort von der Zukunft Personal gehört. Nachdem wir im Oktober unseren Gründungsvertrag geschlossen hatten, war klar, dass wir auch eine Messeteilnahme auf der Zukunft Personal buchen.

Mit welcher Idee haben Sie Ihr Unternehmen gegründet?

Wir wollten eine Personalmesse im Internet machen – Personalmesse.com hieß das. Das war als ein Internetmarktplatz gedacht, auf dem alle Unternehmen, die im HR-Markt tätig sind – neben Softwarefirmen also etwa auch Beratungsunternehmen und Weiterbildungsanbieter – einen virtuellen Messeplatz buchen und sich dort präsentieren. Die Technologie war damals noch sehr simpel: eine Access-Datenbank mit einem Frontend davor. Auf der ersten Zukunft Personal sind wir mit dieser „Personalmesse im Internet“ gestartet. Außerdem boten wir Marktrecherchen zu allen HR-Softwarethemen an. Aufgrund jener besagten Anfrage zu einer Portaltechnologie für eine Jobbörse haben wir uns schlau gemacht, wie sich das lösen ließe und kamen zu dem Schluss, dass wir unsere eigene Technik so umbauen könnten, dass ein Jobbörse beziehungsweise ein Arbeitsmarktportal daraus wird. Diese Entwicklung war dann die Initialzündung für das, was wir heute machen.

Können Sie sich noch erinnern, was auf der ersten Messe Zukunft Personal ein HR-Software-Thema für die Unternehmen war?

Die Dienstleister boten die klassischen Client-/Server-Lösungen, zum Teil sogar noch Großrechnerlösungen, für verschiedene HR-Softwaregebiete an. Die rund 60 Aussteller waren vor allem klassische Softwarehäuser und Dienstleister, die Payroll und Rechenzentrumsleistung im Portfolio hatten. Internetanwendungen kamen erst später auf, denn die HR-Szene war diesbezüglich sehr konservativ.

Was meinen Sie damit?

Da wir es hier mit sehr sensiblen, personenbezogenen Daten zu tun haben, sind die Personaler eben sehr auf Sicherheit bedacht. Das Thema Internet ist jetzt zwar weit verbreitet, aber der Aspekt Sicherheit wird zum Glück immer noch sehr betont. Wir haben schon im ersten Jahr festgestellt, dass sich die Fachbesucher dafür interessierten, Personaldaten in einer Internetdatenbank zu speichern. Aber das war ihnen eben auch etwas suspekt. Einige Jahre später kam das mehr und mehr auf, aber auch nicht sehr schnell. Wir selbst waren mit unserer Technologie deshalb eigentlich immer einen Schritt zu weit vorne und hatten es nicht so leicht in der Anfangszeit.

2002 platzte dann auch noch die Dotkom-Blase. Wie wirkte sich das aus?

Das bremste die Internetentwicklung im HR-Bereich noch einmal zusätzlich aus. 2003 weitete sich das bekanntermaßen in der Bundesrepublik zu einer Wirtschaftskrise aus. Wir haben trotzdem daran gearbeitet, diesen Trend nach vorne zu bringen. Aber erst 2004 war spürbar, dass diese Vorbehalte gegenüber der Internettechnologie zurückgegangen sind.

Heute ist die Auswahl an HR-Softwareprodukten immens. Welche Meilensteine haben dazu geführt?

Aufgrund der Krise von 2003 gingen Jobbörsen nicht mehr so gut, denn der Arbeitmarkt war stark eingebrochen. Für uns war das der Auslöser dafür, dass wir in unserer Jobbörsen-Technologie eine dritte Rolle, die Rolle eines Personalberaters, mit eingebaut haben. 2004 kamen dann auch noch größere Personalabbauwellen. Das war die Geburtsstunde unserer Transferlösung, die auch die Prozesse Transfermaßnahme, Transfergesellschaft und das Outplacements abbilden kann. Viele Vorgänge und Rahmenbedingungen im Transferbereich werden von staatlichen Stellen auf EU- und Bundesebene reglementiert, die ganz spezielle Reportings erforderlich machen. Wir haben deshalb unsere Technik und Funktionalität entsprechend erweitert. Diesen Zyklus am Arbeitsmarkt können Sie heute wieder ganz ähnlich beobachten. Deshalb sind wir auch relativ gut in der aktuellen Wirtschafts- bzw. Finanzkrise aufgestellt.

Kommen heute eher neue Produkte auf den Markt oder feilen Sie an den vorhandenen?

Im Moment ist es so, dass wir ganz massiv in die Tiefe gehen. Wir arbeiten sehr stark an den ganzen Kommunikationsprozessen zwischen Bewerber, Personaldienstleister, Interessent und Behörden. Etwa indem wir die Systeme über PDA (Personal Digital Assistant) beziehungsweise Smartphones mobil steuerbar machen.

Welche einschneidenden Veränderungen haben Sie in all den Jahren auf der Zukunft Personal wahrgenommen?

Die Messe war von Anfang an sehr professionell. Deshalb hat es uns vor allem gefreut, dass der Veranstalter spring im Jahr 2004 auch die Messe PERSONAL übernommen hat. Das war dann für uns einfach ein klar erkennbares, durchgängiges Konzept. Auf der Messe selbst hat uns insbesondere die Aufteilung in drei Hallen ab 2007 einiges gebracht. Die Besucher, die bei uns ankamen, sind seither ganz gezielt gekommen. Das trägt nach meinem Dafürhalten zu einer Vorqualifikation der Kontakte bei – zumindest bei uns.

Was erwarten Sie denn davon, dass die Messe nun erstmals drei Tage dauert?

Ich kann das natürlich noch nicht beurteilen, aber ich bin optimistisch, dass dann mehr Besucher Zeit finden, auf die Messe zu kommen. Wir laden im Vorfeld immer schon sehr viele Kunden ein und haben unseren Messekalender voll. Erfahrungsgemäß kommen aber nur rund 50 Prozent der angemeldeten Besucher auf den Stand. Wir hoffen, dass sich nun diese Quote erhöht. Es ist ein Experiment, aber für uns kein Grund, uns zu fragen, ob wir bei der Zukunft Personal noch dabei sein wollen. Die Messen von spring sind inzwischen einfach ein Muss, wenn man in der HR-Szene präsent sein möchte.

Sie haben vorhin die Szene der Personaler als etwas konservativ beschrieben. Würden Sie wieder in diesen Bereich gehen wollen oder wünschen Sie sich manchmal, Sie hätten einen anderen Weg eingeschlagen?

Ich bewege mich in der HR-Szene und bin deshalb ein Teil davon. Vermutlich bin ich eben auch ein bisschen konservativ. Manchmal wünsche ich mir zwar schon etwas mehr Innovationsfreude und mehr Offenheit gegenüber neuen Techniken. Aber ich würde meinen Weg immer wieder so gehen.

Interview: Stefanie Hornung