Die Gründe für eine Auswanderung in die Schweiz lagen in der Regel an einem deutlich höheren Gehaltsniveau. Aber auch die Arbeitnehmerfreizügigkeit zwischen der Schweiz und der Europäischen Union sowie die gemeinsame Sprache trugen zu einem kontinuierlichen Zuzug von Deutschen in die Schweiz bei.

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Foto von Andrew Neel

Allerdings scheint sich dieser aktuell einzubremsen, wie eine kürzlich veröffentliche Studie der Wirtschaftsuniversität Wien („Arbeitsstation und Arbeitsklima für Deutsche in der Schweiz“) belegt. Gründe hierfür könnten Beschränkungen des Freizügigkeitsabkommens durch die Schweiz sowie die aktuell positive wirtschaftliche Lage in Deutschland sein. Aber auch in den Arbeitsbedingungen beziehungsweise klimatischen Bedingungen in der Schweiz könnten Motive für den rückgängigen Zuzug Deutscher gesucht werden, die sich in einer eingeschränkten Aufgeschlossenheit der Schweizer gegenüber ausländischen Zuwanderern und insbesondere deutschen Zuwanderern spiegeln. Die Studie, die sich mit diesen Bedingungen für Deutsche in der Schweiz sowohl am Arbeitsplatz als auch im Alltag befasst hat, wurde vergangenes Jahr anhand einer Online-Befragung unter rund 1.000 in der Schweiz arbeitenden Deutschen durchgeführt.

Deutsche fühlen sich in der Schweiz nicht willkommen

Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass etwa 30 Prozent sich in ihrer neuen Heimat nicht willkommen und dazugehörig fühlen. Und weitere 30 Prozent teilen diese Empfindungen zumindest zum Teil. Viele der Befragten haben schon einmal Ungleichbehandlungen sowie Zurücksetzungen im Schweizer Alltag erlebt. So gab etwa jeder Fünfte an, dass ihm schon einmal der Kauf oder die Anmietung einer Wohnung verweigert wurde. 15 Prozent sagten das über die Vergabe einer Arbeitsstelle. Jeder zehnte Befragte wurde schon einmal ungerechtfertigt von der Polizei angehalten, durchsucht, befragt oder bedroht. Als Antwort auf die Frage, was der Hauptgrund dafür war, nannten 85 Prozent die deutsche Nationalität. Eine anti-deutsche Grundstimmung wird von einem großen Teil der Befragten auch am Arbeitsplatz wahrgenommen. So fühlen sich 28 Prozent der Teilnehmer am Arbeitsplatz von ihren Kollegen ausgeschlossen.

In der Schweiz wird man zum Deutschen gemacht

Viele Deutsche, die in die Schweiz kommen, sind laut Studienergebnissen überrascht von den Erfahrungen, die sie in Bezug auf Nationalität machen. Sowohl im Arbeitsalltag als auch in ihrer Freizeit werden sie oftmals, sobald als Deutsche identifiziert – etwa durch die deutsche Aussprache –, auf ihre Nationalität reduziert und mit zum Teil wenig schmeichelhaften Attributen und den dazugehörigen Erwartungshaltungen an ihr Verhalten belegt. Verdichten lässt sich diese Erfahrung mit folgender Aussage, die nur von einem geringen Teil der Befragten wirklich abgelehnt wurde (16 Prozent). „In die Schweiz kommt man nicht als Deutscher, sondern man wird in der Schweiz erst zum Deutschen gemacht“.

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Foto: Inessa Podushko | pixelio.de