Immer mehr deutsche Unternehmen engagieren sich auf dem russischen Markt. Dafür gibt es viele gute Gründe: Ein seit sieben Jahren anhaltendes, überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum des Bruttoinlandsprodukt von mehr als 6 Prozent machen Russland zu einem der attraktivsten Märkte weltweit. Die Sanierung der Infrastruktur und der Industrieanlagen erzeugt eine hohe Nachfrage nach Maschinen und Ausrüstungen – hier sind Qualität und Know-how aus Deutschland gefragt. Großer Nachholbedarf herrscht zudem bei Konsumgütern. Die bilateralen Handelsbeziehungen wachsen weiterhin rasant – der Handelsumsatz belief sich zuletzt auf mehr als 50 Milliarden Euro, die Ausfuhr nach Russland stieg ist im ersten Halbjahr 2007 noch einmal um 33,3 Prozent.

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Foto von Markus Spiske

Um erfolgreich in Russland zu investieren, benötigen Unternehmen vor allem geeignetes Personal. Anders als zum Beispiel in China würden die kulturellen Eigenheiten des Landes oft unterschätzt, weiß Prof. Dr. Rainer Wedde. “Die Menschen in Russland sind uns äußerlich ähnlich, kulturell aber anders geprägt”, warnt der Experte von der Beiten Burkhardt Rechtsanwaltsgesellschaft in Moskau vor Missverständnissen. Schlüsselpositionen müssten folglich mit Spitzenkräften besetzt werden, die nicht nur über das nötige Fachwissen verfügen und mindestens eine Fremdsprache beherrschen, sondern auch “auf den Klaviaturen beider Länder spielen können”. Konkrete Tipps für die Suche nach geeignetem westlichen und russischen Führungspersonal erhalten die Teilnehmer der Konferenz von Sergey Frank von der Unternehmensberatung Kienbaum.

Auf die kulturellen Unterschiede in der Personalführung geht Dr. Hannelore Schmidt vom Institut für Interkulturelles Training und Managementberatung für Osteuropa (ITMO) ein. Die Expertin wird auch über Möglichkeiten der Mitarbeiterbindung sprechen – ein wichtiger Aspekt, da russische Arbeitnehmer nur an eine 14-tägige Kündigungsfrist gebunden sind. “Deutsche denken in Sicherheitskategorien, Russen in Aufstiegskategorien”, gibt Prof. Wedde zu bedenken. Außerdem herrsche in Russland unter Führungskräften faktisch Vollbeschäftigung, so dass gefragte Spitzenkräfte leicht abgeworden würden.

Als Rechtsexpertin erläutert Elena Balashova, LL.M. (Dresden) aus dem Moskauer Büro von Beiten Burkhardt auf der Konferenz wichtige Aspekte des russischen Arbeitrechts, etwa zu Einstellung oder Kündigung. Ihr Berliner Kollege Dr. Marcus Longino konzentriert sich auf die vertraglichen Grundlagen der Entsendung und hilft damit, organisatorische Hürden im Ausländer- und Aufenthaltsrecht zu nehmen. Da es kein Sozialversicherungsabkommen mit Russland gibt, müssen zudem Regelungen zur Sozialversicherung getroffen werden.

Grundsätzlich bewertet Prof. Wedde die Wirtschaftslage und die rechtlichen Rahmenbedingungen in Russland als “sehr einladend”. Hinzu kommt der günstige Zeitpunkt der Konferenz: “Einen Monat nach der Präsidentenwahl hat sich die russische Geschäftswelt wieder normalisiert”, sagt der Russlandkenner voraus, der von politischer Stabilität ausgeht. Durch den Partnerschaftsvertrag mit der EU und zunehmend wirksame Reformen sei die rechtliche Situation vor Ort besser als ihr Ruf, betont der Experte. “Russland hat offenbar ein Imageproblem – Investitionen in China sind viel riskanter”.

Die Konferenz mit weiteren Praxisberichten, Diskussion und der Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch ist von 10 bis 17.30 Uhr angesetzt. Die Teilnahmegebühr beträgt 195 Euro. Anmeldungen sind per FAX unter 0621 – 45483-95, per E-Mail unter rrk@protagus.de oder online unter www.personal-messe.de möglich. Unter dieser Adresse im Internet sind auch weitere Informationen zum Fachkongress und zur 9. Fachmesse für Personalmanagement erhältlich.