Was versteckt sich hinter dem Begriff “Learning Innovation” und auf welche Trends können sich Unternehmen im Bereich der Lerntechnologien einstellen? Antworten gibt Martin Ebner, Professor für Lehr- und Lerntechnologien an der TU Graz, im Gespräch mit Achim Frerker, Projektleiter beim HRM Institute.

Martin Ebner, Der Einsatz von Technologien kann nie Selbstzweck sein
Martin Ebner

Prof Dr. Ebner, was verstehen Sie unter «Learning Innovation», respektive Innovation im Bereich Lernen?

Learning Innovation bedeutet im weitesten Sinn Innovation in der Lehre und im konkreten Sinn immer eine didaktische Innovation. Der Einsatz von Technologien kann nie Selbstzweck sein, Technologie dient immer dazu Lernprozesse zu optimieren und soll nur dann zur Anwendung kommen, wenn dieser Einsatz Sinn macht, im Mittelpunkt der Lehre steht natürlich der Mensch – die Lehrenden und Lernenden.

Was sind für Sie Trends im Bereich Lernen und Arbeiten?

Im Trend liegen eindeutig die Onlinekurse, also die zunehmende Virtualisierung der Lehre. Grundsätzlich gehen damit neue Anforderungen auch an die Lernenden einher: ein hohes, bis her nicht gekanntes Mass an selbstreguliertem Lernen wird nun notwendig und eingefordert.

Darüberhinaus stehen drei grosse Themenbereiche im Mittelpunkt, die Themenfelder Learning Analytics, Mixed Reality und Maker Education.

Was müssen Betriebe, Organisationen und Bildungsinstitutionen tun, um Lerninnovationen umzusetzen?

Betriebe müssen sich zu allererst einmal auf Lerninnovationen, auf die neue Form der Lernvermittlung einlassen, sie akzeptieren und als ein Experiment betrachten. Lernen ist immer sehr stark situationsbedingt und in einem hohen Masse abhängig von dem jeweiligen Kontext. So gibt es auch keinen goldenen Weg, keinen Königsweg, den man den Betrieben als Handreichung empfehlen könnte. Lernen ist ein zutiefst menschlicher und damit kognitiver Prozess, den es gilt bestmöglichst zu unterstützen.

Mit was wollen Sie sich in den nächsten Jahren beschäftigen?

Wir als Hochschule beschäftigen uns naturgemäß mit der Weiterentwicklung von Onlinekursen (MOOC) als wesentlicher Prozess der didaktischen Innovation. Ein bedeutender Punkt der Unterrichtsmethode des integrierten Lernens ist der Flipped Classroom, bei dem die klassische Art der Lernvermittlung „umgedreht“ wird, die Lerninhalte werden zu Hause von den Studierenden erarbeitet und die Anwendung geschieht an der Universität. Die zweite bedeutende Methode ist das Inversed Blended Learning, bei dem im Gegensatz zum Blended Learning der Schwerpunkt im Online-Lernen liegt, das durch Präsenzangebote ausgeweitet wird.

Interview: Achim Frerker

Quelle:
Dieses Interview erschien zuerst in dem Sammelband “10 Jahre Learning Innovation Conference – 22 Interviews”. Hrsg. von Alexander Petsch und Dr. Daniel Stoller Schai, HRM Research Institute 2019.

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