Gute Ratschläge kommen oftmals nicht an

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Einen Rat zu geben, ist ein gutes Gefühl. Es steigert unser Selbstbewusstsein, wenn wir jemandem helfen können. Erhalten wir hingegen selbst einen Rat, fühlt sich das selten positiv an. Stellen wir uns die folgende Situation vor: Ein Mitarbeiter erhält die Verantwortung für ein Projekt. Sein Vorgesetzter möchte ihm damit etwas Gutes tun, da er viel Potenzial in seinem Mitarbeiter sieht. Es läuft aber nicht so gut wie angedacht, der Mitarbeiter kann sich im Projektteam nicht durchsetzen. Die Führungskraft rät dem Mitarbeiter, die Zügel in die Hand zu nehmen. Was der Vorgesetzte nicht weiß: Sein Mitarbeiter hat schon einmal eine schlechte Erfahrung gemacht, als er in einem früheren Projekt zu viel Eigeninitiative gezeigt hat.

„Jemand, der ein Problem hat, spricht häufig nicht über jene Gefühle, die der Umsetzung einer Lösung im Wege stehen“, so der Autor und Psychogerontologe Huub Buijssen in seinem Buch „Coachende Gesprächsführung“: „Jemand, der eine Lösung vorschlägt, sieht nur das Resultat, spürt aber nicht, was die Person empfindet, der er den Rat gegeben hat, wie zum Beispiel Angst.“ Dies ist für Buijssen einer der Gründe, warum Ratschläge und vermeintliche Hilfestellungen oftmals nicht zum erwünschten Ergebnis führen. Er entwickelte die Methode der coachenden Gesprächsführung, de Hilfesuchende dabei unterstützt, selbst Lösungen zu finden.

Voreilige Hilfestellungen führen zu Passivität

Buijssens Methode der coachenden Gesprächsführung entstand aus der Praxis heraus. Der Psychogerontologe war in den 1980er-Jahren Mitarbeiter in einer Einrichtung für ambulante Pflege, als sein Vorgesetzter ihn bat, eine Handreichung für die Pflegekräfte zu erstellen, die wie ein Gesprächsleitfaden für die Kommunikation mit Patienten funktionieren sollte. Sein Chef hatte erkannt, dass zu viel unnötige Hilfe abhängig macht und insbesondere kranken und älteren Menschen den Weg in ein normales Leben erschwert. Pflegekräfte sollten also nicht sofort alle Tätigkeiten für die Patienten übernehmen, sondern in einem Gespräch erst einmal herausfinden, zu wie viel Eigeninitiative diese noch selbst fähig sind. So entstand die coachende Gesprächsführung.

Was soll ich tun? In sechs Etappen zur Antwort

In seinem nun erstmals in Deutsch erscheinenden Ratgeber „Coachende Gesprächsführung“ stellt Buijssen die sechs Schritte seiner Methode – Bericht, Problem, Gefühle, Lösung, Erreichbarkeit, Durchführung – vor und zeigt anhand von vielen Beispielen, wo und wie sie am besten angewendet wird. Laut Autor kann sie in allen helfenden und beratenden Berufen genutzt werden, in denen Probleme zu lösen sind, die sich um die Frage drehen: „Was soll ich tun?“ Das Angenehme: Es gibt in jeder Etappe der coachenden Gesprächsführung klar festgelegte Fragen und Richtlinien, die genau eingehalten werden müssen. Und am Ende haben Coach und Hilfesuchender zusammen eine Antwort auf die jeweilige Frage gefunden.

Fazit

Ein sehr klar strukturiertes Praxisbuch für Coaches, Trainer und Führungskräfte mit beratenden Funktionen. Neben sehr ausführlichen Handreichungen für die verschiedenen Etappen stellt Buijssen auch die wichtigsten Fallstricke vor, die in der Umsetzung auftreten können. Einen weiteren Pluspunkt gibt es für die umfangreichen Online-Materialien zum Buch.


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