Brauchen Unternehmer Soft Skills?
"Wenn du das Land in Ordnung bringen willst, musst du die Provinzen in Ordnung bringen. Wenn du die Provinzen in Ordnung bringen willst, musst du die Städte in Ordnung bringen. Wenn du die Städte in Ordnung bringen willst, musst du deine eigene Familie in Ordnung bringen. Wenn du deine eigene Familie in Ordnung bringen willst, musst du dich selbst in Ordnung bringen." (Konfuzius)

Soft Skills und eine erfolgreiche Unternehmerpersönlichkeit – diese Kombination wird im Alltag immer noch häufig eher als Widerspruch verstanden denn als Erfolgsmerkmal. Dies basiert allerdings auf einem begrifflichen Missverständnis, denn „soft“ bezeichnet keineswegs eine „weiche“ Persönlichkeitseigenschaft. Es geht vielmehr um die Schwierigkeit, derartige Skills messbar zu machen im Gegensatz zu Hard Skills wie IT- oder Fremdsprachenwissen.

In Deutschland wurde bereits in den 70er Jahren von Dieter Mertens das Konzept der Schlüsselqualifikationen eingeführt. Sie beziehen sich auf arbeits- sowie wirtschaftsrelevante Anforderungen und stellen bildhaft den ‚Schlüssel’ zur Erschließung von sich schnell änderndem Fachwissen dar. Schlüsselqualifikationen lassen sich in die Bereiche Methodenkompetenz, Personale Kompetenz und Soziale Kompetenz einordnen. In Kombination mit der fachlichen Ebene spricht man dann von Handlungskompetenz. Im Folgenden werden Soft Skills und Schlüsselqualifikationen synonym verwendet.

Deutschen Führungskräften wird in Untersuchungen häufig ein schlechtes Zeugnis bezüglich ihrer Soft Skills ausgestellt. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens Gallup gaben von rund 1.800 befragten Arbeitnehmern 19 Prozent an, keine emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber zu besitzen. Dazu kommen 68 Prozent mit geringer emotionaler Bindung. Die Befragten bemängelten unter anderem, dass ihr Vorgesetzter ihre Arbeit nicht ausreichend anerkenne, sich nicht für sie als Menschen interessiere, und es niemanden im Unternehmen gebe, der ihre persönliche Entwicklung fördert.
Selbst aus Unternehmenssicht werden die Defizite deutlich. In einer Studie der Unternehmer Perspektiven beklagten sich 43 Prozent der 4.000 befragten Unternehmen im gehobenen Mittelstand über die mangelnde soziale Kompetenz ihrer Führungskräfte und High Potentials.

Diese Fakten geben eine eindeutige Antwort auf die Eingangsfrage.

Sind Soft Skills trainierbar?
Soft Skills können erfolgreich trainiert werden, selbst wenn es Unterschiede im Ausmaß des Trainingseffektes gibt. Skills wie Präsentationstechnik oder Zeitmanagement haben neben persönlichen auch stark methodisch geprägte Anteile, die sich messbar ganz klar verbessern lassen. Etwas schwieriger ist dies bei Skills, die stark von persönlichen Charaktereigenschaften abhängen und nur im Koordinatensystem der jeweiligen Person optimiert werden können wie beispielsweise Einfühlungsvermögen oder Toleranz.
Im Unterschied zur Vermittlung von Faktenwissen zielt ein Soft Skill Training auf Erfahrungslernen. Dies spiegelt sich auch in den eingesetzten Methoden wie Partner- oder Rollenarbeit, Planspielen sowie den angewandten Formen wie Workshops, Mentoring oder Coaching wider.

Die Universität Linz hat im Auftrag der Arbeitskammer Wien die Rendite von Weiterbildungsmaßnahmen untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass jeder zusätzlich in Weiterbildung investierte Euro dem Unternehmen 13 Euro zurückbringt und herausgefunden, dass die Weiterbildung von Soft Skills einen höheren Produktivitätszuwachs bringt als beispielsweise Sprach-, Marketing- oder IT-Trainings.

Fazit
Nicht erst in der aktuellen Finanzkrise, sind die Fähigkeiten von Unternehmern und Führungskräften besonders gefordert. Sie müssen motivieren und vorantreiben können, zugleich aber Veränderungen gegenüber offen sein, um Menschen zum Erfolg zu führen. Wie sollen die Megatrends Globalisierung, Technologische Entwicklung, Strukturwandel und demografischer Wandel gemeistert werden, wenn elementare Schlüsselqualifikationen vernachlässigt werden? Die lebenslange, kontinuierliche Entwicklung und Anpassung überfachlicher Kompetenzen sowohl für Fach- als auch für Führungskräfte ist somit wichtiger denn je. Soft Skills sind daher ein Merkmal einer erfolgreichen Unternehmerpersönlichkeit und sie zu trainieren ist ein Zeichen von Stärke.

Autor: Peter Bleidt (Dipl. Psychologe)
Produktmanager Personal- und Organisationsentwicklung, Integrata AG

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Foto von Dylan Gillis