

„Da bleibt mal wieder alles an ein paar Leuten hängen…?“ Darum geht es eben nicht.
Das heisst konkret: Es wird immer einen Anteil an Teilnehmern/Mitgliedern geben, die eine sehr verbindliche formelle Auffassung von Zusammenarbeit haben und diese auch durch Regelwerke, Netikette, fördern und fordern. Und verbindliche Regeln sind notwendig, vor allem dann, wenn ein Netzwerk über längere Zeit Bestand haben und stabil laufen soll – manchmal geht die Entwicklung dann sogar in eine andere Organisationsform wie einen Verein oder Verband über.
So wird man in Netzwerken (wie auch in der Kombinatione „Netzwerk im Vereinsmantel“) immer auch die Sprüche hören: Jetzt machen wieder nur einige wenige alles – und der Rest profitiert davon…“ Doch ist diese Konstellation wirklich eher derNormalfall. Deswegen ist gute Kommunikation alles – und das Engagement einiger immer wieder wichtig – als Zündfunke für eine interessierte „passive“ Mehrheit …
Die aktiven und passiven Mitglieder – Normal ist alles: von meistens engagiert zu hin und wieder interessiert
Denn esngibt erfahrungsgemäss immer einen grösseren Anteil an Mitglieder/Teilnehmern, die gerade deswegen ein Netzwerk wählen, weil sie die volle (Wahl-)Freiheit behalten wollen – und nur ein gewisses Mass an Verbindlichkeit. Sie können sehr aktiv werden und engagieren sich dann oft sehr plötzlich, wenn sie sich durch ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Aktion angesprochen fühlen – konsumieren jedoch für den Rest der Zeit die Angebote eines Netzwerks eher passiv.
Dieser „passive“ Teil eines Netzwerks stellt jedoch auch eines seiner grössten Potenziale dar: Hier liegt durch die hohe Anzahl an Kontaktmöglichkeiten viel Aktionspotenzial verborgen. So auch die Studie: „Es zeigt sich vor allem, dass durch den Zugriff auf entfernte Netzwerkregionen, in den schwachen Kontakten die Stärke eines Netzwerkes liegt.“
Hier könnte man – wenn man wollte. Und hier besteht auch diese ungeahnte soziale Reichweite, die vielleicht nicht sofort zum Tragen kommt – aber irgendwann einmal wichtig werden kann – und dann auch weiterhilft und wirkt.
Das Ziel bestimmt den Weg – und: Qualität siegt vor Quantität
Wichtiger ist daher der bewusste Umgang mit sozialen und beruflichen Netzwerken: Wer sich klare Ziele setzt und sich eigener Absichten und Wünsche bewusst ist, kann viel zielgerichteter und effektiver seine Netzwerke nutzen. Dazu gehört, sich vor der Teilnahme zu fragen: Was erwarte ich von dem Netzwerk? Was erwarte ich von meinen Kontakten? Was kann ich geben? Was möchte ich erhalten? Wo stehe ich gerade? Wo will ich hin? Kann mir das Netzwerk dabei helfen?
Wieviel Zeit möchte ich mir dafür nehmen? Wann kann ich diese Zeit investieren? Könnte das sogar von der Arbeit aus geschehen, wenn es ein berufliches Netzwerk ist und ich den Arbeitgeber über die Möglichkeit und den potenziellen Nutzen informiere und er mich unterstützt (u.U. sogar etwaige Gebühren übernimmt)?
Geben und Nehmen – Wechselseitigkeit ist immer ein Thema
Das Prinzip der „Freundesfreunde“, in dem jeder Kontakt neue Kontakte nach sich zieht, birgt Chancen und Risiken. Die Risiken: Man verfällt der „Sammelleidenschaft“ und dem proportional damit zusammenhängenden Druck, auf Anfragen und Impulse zu „reagieren“.
Das Resultat: Man vermeidet den Druck und lässt gleich alles resigniert liegen. Die große Chance: Man kann sich aus der grossen Menge an attraktiven Kontaktmöglichkeiten diejenigen aussuchen, die zu den eignen Werten und Zielen am besten passen, und bei denen es auch Spaß macht und möglich ist, „dran“ zu bleiben, das heisst, die Kontakte bewusst und regelmässig zu pflegen.
Dabei gilt das Prinzip: Erst geben, bevor man etwas erwartet.
Bei einem Business-Meeting beispielsweise kommt man schnell zur Sache, dort gibt es eine Agenda. Beim Business-Lunch hingegen geht es darum, zu Netzwerken. Hier wird zwar auch über geschäftliches gesprochen – doch stehen die Kontakt- und Beziehungspflege im Vordergrund.
Soziale Netzwerke sind wie Business-Lunches – und doch sehr viel freier. Mit Ratschlägen sollte man sich zurückhalten, und erst (mit)teilen, wenn konkret danach gefragt wird. Stattdessen stehen der Austausch gemeinsamer Interessen und von Wissen im Vordergrund – und zwar, ohne gleich eine Gegenleistung zu erwarten.
Ein gesundes Netzwerk umfasst das gesamte Mitgliederspektrum
Netzwerken – das ist etwas, das wir für uns selber tun. Ausserdem sind die positiven Effekte und Rückwirkungen – auch von Arbeitgeberseite her nicht zu verachten, wenn es um die Aktivität ihrer Mitarbeiter in branchenspezifischen Netzwerken geht. Der Wissensgewinn, der Rückhalt und der Gemeinschaftsmehrwert kann sich für Unternehmen, deren Personal-Manager sich regelmässig freiwillig in der Branche auf dem Laufenden halten, wirklich auszahlen.
Es gibt Mitglieder, die investieren regelmässig viel Zeit. Andere schauen gerne nur punktuell in ihr Konto. Wieder andere warten lieber ab, beobachten, was sich in der Branche so tut und halten sich ansonsten zurück. Die nächsten sind Intensivnutzer, solange, bis ihr Anliegen gelöst ist (z.B. Studenten, die für Ihre wissenschaftliche Arbeit oder ihr Studium recherchiert und sich Rückhalt aus der Praxis geholt haben).
Fest steht: Zu einem gesunden Netzwerk gehören alle Mitglieder und Anwender-Formen. Fest steht auch, wer sehr aktiv ist, profitiert davon selber am meisten – auszahlen kann sich ein Netzwerk sofort – durch eine begeisterte Reaktion auf einen Artikel – oder etwas später, etwa als Reaktion auf eine beiläufig erwähnten guten Bewerberkandidaten / oder eine gute Stelle für die eigene berufliche Entwicklung – für das Recruiting und die eigene Stellensuche sind Netzwerke Gold wert.
Die Auswirkungen auf unsere tägliche Arbeit
Wir sind vernetzt – ob wir es wollen oder nicht. Eines ist sicher: Netzwerke – und hier speziell die Beziehungen darin – muss man pflegen. Genau das ist es, wovor viele zurückschrecken, denn Beziehungsarbeit kostet (auch) Zeit. Und dennoch sind die Vorteile nicht von der Hand zu weisen:
Die Vorteile – ob es sich lohnt, hängt von der Kosten-Nutzen-Betrachtung jedes einzelnen Mitglieds ab
Der „Mehrwert“ entsteht durch die vielen möglichen „Überschneidungen“ und „Knotenpunkte“ im Netz, die Vielfalt der Teilnehmer und ihrer Potenziale: das soziale Kapital. Wie der Nutzen der gegenseitigen Kooperation ausfällt und wie er sich im Einzelnen gestaltet, ist abhängig von dem Mitgliederverhalten und ist den Netzwerkteilnehmern überlassen. Pauschal zu sagen „Das Tagesgeschäft ist so dicht getacktet, für das Netzwerken habe ich keine Zeit“, wäre jedoch der falsche Weg.
Meine Kollegen – Meine Community?
Als Community bezeichnet man die Gemeinschaft, die durch virtuelle Netzwerke, also Netzwerken über Online-Kommunikationsplattformen ermöglicht werden, entsteht. Als Community Management bezeichnet man den professionellen Umgang mit diesen Plattformen und den Nutzern – für das Unternehmen – jedoch im Prinzip auch für sich selber.
Denn jeder Netzwerknutzer eines beruflichen virtuellen Netzwerks „managt“ sein Profil, bewegt sich in seiner Community. Damit wir als Personaler damit erfolgreich sind, können wir die Regeln, die für Community Manager/Social Media Manager gelten, auch für uns anwenden. Und ja, es gibt ja auch das Berufsbild des HR-Social Media Managers:
Einige der wichtigsten „Erfolgsfaktoren“ haben wir dem Beitrag von Meike Leopold auf der republica in Berlin 2017 entnommen.
Präsenz gewährleisten: Bei selbst initiierten Diskussionen sollte man darauf achten, dass es einen Moderator gibt oder man selbst als ein solcher fungiert, damit das Gespräch beim Thema bleibt und für alle effektiv verläuft.
Transparent sein: Mit einer offenen und klaren Kommunikation kommen wir überall weiter. Andeutungen, Vergleiche, um das Thema herumreden…wir alle wollen verstehen und verstanden werden – und ja, wenn wir einen Fehler gemacht haben, dann sprechen wir das genauso mutig und offen an.
Doch gerade hier begegnen wir dem, was man „Netikette“ nennt, und nein, dies bezieht sich nicht „nur“ auf echte Beleidigungen sondern auch auf das Wahren personlicher Grenzen. So führt Meike Leopold an:
„Wortwahl durchdenken: Belehrende Formulierungen wie „es ist ja offensichtlich, dass“ kommen bei Usern nicht gut an. Auch Ausrufezeichen wirken häufig aggressiv und sollten nur sparsam verwendet werden.“
Wertschätzung betonen: Sich über etwas aufzuregen sowie negative Kommentare ziehen natürlich häufig die Aufmerksamkeit auf sich. Viel besser punkten können Sie jedoch mit einem positiven Ansatz: Warum nicht auch einmal Erfolge nennen, positive Ansätze, Lob? Und andere Netzwerkteilnehmer und -mitglieder freuen sich auch einmal über ein Dankeschön, wenn ihr Beitrag uns weitergeholfen hat.
Humor beweisen: Immer dann, wenn die Diskussion zu „heiss“ wird oder sich das Thema verfährt, kann eine Prise Humor weiterhelfen. In bisserl Ironie, ein Augenzwinkern, eine verblüffende Umkehrung der Sichtweise- kann häufig schon den Weg zu einer verblüffenden Lösung weisen.
Persönlichkeit zeigen: Wir dürfen beim Netzwerken gerne selber in Erscheinung treten. Auch mit Bild oder Klarnamen. Warum? Gerade auf unserem beruflichen Karriereweg wollen wir mit Wissen punkten und Persönlichkeit zeigen. Autentizität ist ein grosses Plus in sozialen Netzwerken. Sicher, die HR-Branche ist aus gutem Grunde traditionell eher zurückhaltend und reserviert.
Diese Entscheidung kann man niemandem abnehmen. Doch gemäss dem Sprichwort „you cannot have the cake and eat it“ oder besser: „Chasch nöd s Föifi und s Weggli ha“- Man kann nicht beides zugleich verlangen: Aufmerksamkeit für die eigene Person, das eigene Wissen auf der einen Seite – und eine „ungefährliche Anonymität“ auf der anderen Seite.
Netzwerkradius 360°: Vorteile von Online-Netzwerken
Auf einer Personal-Messe sieht man sich vielleicht drei Tage – danach nicht mehr. Online-Netzwerke bieten unschlagbare Zugangsfreiheit und Flexibilität. Hier trifft man sich 365 Tage im Jahr, 7 Tage die Woche, 24 Stunden pro Tag. Der erweiterte „Business-Lunch“, die 365-Tage-Messe, die „über 1000 km-hinweg“-Freundschaft: Sie sind hier möglich.
Soziale Netzwerke und Online-Portale sind salonfähig geworden
Längst sind Netzwerke und Netzwerkformen in den Fokus wissenschaftlicher Forschung gerückt. Neben der obigen Unterscheidung in Online-Netzwerke und analoge Netzwerke gibt auch es formelle/informelle, berufliche/private, offene/geschlossene…Netzwerke.
Merkmal eines Netzwerkes ist immer, dass es aufgrund bestimmter gemeinsamer verbindener Kriterien gebildet wird – und eine grosse Spannweite zwischen den Polen einzelner Merkmale herrschen kann: z.B. beim Thema „Mitgliederbindung: Sie kann von einer sehr lockeren Verbindung (mündliche Zusage, LogIn ohne formale Grundlagen bis zu einer strengen formellen Verbindlichkeit (Mitgliedsgebühr, Netikette, Branchen – Themenbindung etc.) reichen.
Die Gründe zum Netzwerken sind vielfältig
Es gibt viele Gründe, gezielt den Kontakt mit anderen Branchenkennern zu suchen. Der Studie zufolge wurden als Gründe am häufigsten genannt:
Wir fügen aus eigener Erfahrung hinzu:
Denn das Eigenmarketing mit Content – mit Wissen und eigenen Beiträgen gewinnt immer mehr an Bedeutung und wird auch immer mehr von der HR-Branche mit Erfolg wahrgenommen.
Online oder offline – Beziehungen brauchen Pflege
Mit einem Klick kann sie Grenzen und Distanzen überwinden. Gretl Brunner weiss, dass sie ihre ehemalige HR-Kollegin Marie Kolb, die für eine neue Stelle von Pfäffikon nach Bern gezogen ist, tagsüber nur schwer erreichen kann. Dabei fehlen ihr der Rat und die humorvollen Kommentare, mit denen die Kollegin eine knifflige Situation immer so gut überbrücken konnte, sehr.
Telefonisch schaffen sie es oft nicht, zusammenzukommen – aber auf digitalem Wege halten sie Kontakt. Beruflich tauschen sie sich jetzt über das Online-Portal HRM.ch und privat über Facebook aus. Das geht auch um 22:00 abends. Oder morgens vor der Arbeit, beim Frühstückskaffee.
LinkedIn und XING und HRM.ch sind berufliche Netzwerke. Dort ist Gretl mit Einverständnis ihres Chefs auch während der Arbeitszeit aktiv. – Analoge Netzwerke, also ihre persönlichen Kontkte zu HR-Kollegen und Kooperationen, würde sie gerne auch stärker pflegen, doch die Zeit dazu reicht oft einfach nicht. Nur mit Maria hatte das früher gut geklappt, sie hatten beide den gleichen Nachhauseweg und die gleichen Einsatzpläne.
„Analog“ trifft sie sich daher nur mit Freunden. Doch an ihrem Plan hält sie fest: Irgendwann möchte sie aus ihren Kollegen- und Online-Kontakten heraus, eine regionale Gruppe gründen, die sich einmal im Monat persönlich einfach zum Essen oder zum aktiven Netzwerken plus! Essen trifft.
Die Forschung gibt ihr Recht
Prof. Dr. Stephan Fischer und Dipl.-SpOec. Annegret Zimmermann haben am Institut für Personalforschung der Hochschule Pforzheim University eine HR-Studie DACH-weit durchgeführt: Netzwerke für Personaler – eine empirische Untersuchung der Netzwerke von HR-Profis in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dabei haben sie herausgefunden, dass Frau Brunner mit ihrem Bemühen, gerade auch im Kollegenkreis wieder mehr zu netzwerken und Branchenkontakte zu nutzen, genau „im Trend liegt“, denn was heute am häufigsten als berufliches Netzwerk genutzt wird ist: der Kollegenkreis. Die Verteilung der Umfrage ergab nach der Wichtigkeit in Prozent:
Der Studie zufolge nutzen Personen mit Führungsverantwortung Kontakte aus dem Kollegenkreis stärker als Personen ohne Führungsverantwortung oder Selbständige. Das heisst auch: Wenn Personal Manager in Führungspositionen kommen wollen – oder sich dort behaupten wollen – kommen sie an entsprechenden Netzwerken kaum vorbei. Selbständige sind häufiger in überregionalen Netzwerken aktiv. Vertreter aus der Dienstleistungsbranche und Kleinunternehmer eher in regionalen Netzwerken.
Zeitgemäss und praktisch
Wer in sozialen und beruflichen Netzwerken unterwegs ist, macht keinen „Hype“ mit. Er weiss, dass sich soziale Lebensstrukturen gewandelt haben. Der Handwerker, der im Tal sein Auskommen hatte, weil ihn jeder persönlich kannte, ist heute einer unter vielen. Die Konkurrenz ist gross – und nach zwei Umzügen, bleiben die Kontakte auf der Strecke. Daher ist das „Treffen in den „Datenwolken, der Cloud“ oder wo auch immer der Server „steht“, heute einfach eine gute Möglichkeit unter vielen, Kontakte zu pflegen und beruflich „am Ball“ zu bleiben. Ob Sie also
wollen – ist Ihnen überlassen. Ohne Kontakte und Beziehungen geht es nicht im Leben. Berufliche Plattformen wie HRM.ch gehören mittlerweile einfach dazu. Und das ist ganz ok so.
Quellen:
http://www.hrm.ch/system/files/271/original/Studie_HR-Netzwerke.pdf
http://karrierebibel.de/netzwerken-richtig-lernen/
https://www.start-talking.de/tops-und-flops-im-community-management-rp17/
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