In Deutschland und den europäischen Industrienationen haben Unternehmen in den letzten fünf Jahren ihre betriebliche Altersversorgung (bAV) intensiv auf den Prüfstand gestellt. Ausschlaggebend war dabei insbesondere der Wunsch von Unternehmen und Mitarbeitern nach einer höheren Leistungs- und Risikotransparenz sowie größerer Flexibilität. Diese Ziele haben in Deutschland wie auch anderen europäischen Ländern die Trendwende von den klassischen leistungsorientierten Versorgungssystemen zu modernen beitragsorientierten begünstigt. Nach einer mehrjährigen Phase intensiver Umstrukturierungen zeigen sich die Unternehmen mit Stammsitz in Deutschland jedoch davon überzeugt, dass Ausmaß und Intensität der Optimierungen in den kommenden Jahren abnehmen werden, während Unternehmen in Großbritannien und Frankreich auch zukünftig noch einen deutlichen Handlungsbedarf in der weiteren Ausgestaltung ihrer bAV-Programme sehen.

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Foto von Alejandro Escamilla

Diese Aussagen sind der aktuellen Studie „Auf dem Weg zu mehr Leistungs- und Risiko- Transparenz – Trends in der bAV in Deutschland im europäischen Vergleich“, der Unternehmensberatung Rauser Towers Perrin zu entnehmen. Im Rahmen der Analyse wurden HR-Manager und bAV-Verantwortliche mittlerer und großer multinationaler Unternehmen aus den Niederlanden, Großbritannien, Spanien, Frankreich und Deutschland befragt.

bAV als attraktives Mittel zur Mitarbeitergewinnung und -bindung

 

Die Studie belegt, dass sich die bAV in Deutschland als fester Bestandteil der Gesamtvergütung etabliert hat. Insgesamt bieten 93 Prozent der befragten deutschen Unternehmen allen Mitarbeitern betriebliche Versorgungsleistungen an. Dieser hohe Verbreitungsgrad wird in erster Linie damit begründet, dass die bAV angesichts des Fachkräftemangels von den Unternehmen inzwischen gezielt als Mittel zur Bindung und Gewinnung von qualifizierten Mitarbeitern genutzt wird.

Vor dem Hintergrund der allgemeinen demographischen Entwicklung sind die staatlichen Rentensysteme der europäischen Nachbarstaaten gleichermaßen überlastet. Um Versorgungslücken im Alter zu minimieren, ist jeder Einzelne gefordert sich zusätzlich durch kapitalbildende Vorsorgesysteme abzusichern. Dr. Reiner Schwinger, Principal und Studienautor bei Rauser Towers Perrin ist daher überzeugt, dass sich bAV-Programme in Europa weiter verbreiten werden, denn: „während private Vorsorge durch Abschluss- und Verwaltungskosten vergleichsweise teuer ist, eröffnet die bAV für Mitarbeiter, Unternehmen und natürlich auch den Staat deutlich kosteneffizientere Alternativen.“

Planungssicherheit rangiert vor Kostenersparnis

Insgesamt offenbart die Analyse die dynamischen Veränderungen der betrieblichen Versorgungslandschaft. Über 65 Prozent der befragten HR- und bAV-Verantwortlichen bestätigen, dass sie in den letzten fünf Jahren neue Versorgungszusagen eingeführt haben. Von diesen hat sich über die Hälfte für eine beitragsorientierte Zusage entschieden, weil dadurch die finanziellen Risiken für die Unternehmen langfristig besser kalkulierbar sind. „Ziel von Restrukturierung in der bAV ist demnach weniger die Kostenersparnis, als eine Steigerung der Effizienz sowie die langfristige Finanzierbarkeit der bAV durch Senkung der spezifischen Zins- und Langlebigkeitsrisiken“, erläutert Rauser Towers Perrin-Experte Dr. Reiner Schwinger.

Die Studie belegt ferner, dass neben der Kostenkontrolle auch der Wunsch nach Vereinheitlichung der Versorgungsregelungen oftmals ausschlaggebend für Restrukturierungsmaßnahmen ist. Dr. Stefanie Griesbeck, Rauser Towers Perrin- Beraterin und Studienautorin, fasst die Vorteile der Harmonisierung wie folgt zusammen: „Wesentliche Vorteile einer Harmonisierung sind die Reduktion von Komplexität und Verwaltungskosten. Daneben spielen auch personalpolitische Motive wie Transparenz oder Vergütungsgerechtigkeit eine wichtige Rolle.“ Beitragsorientierte Zusagen für zwei Drittel der Neueintritte in Deutschland Im europäischen Vergleich fallen teilweise erhebliche Unterschiede in Hinblick auf den absoluten Verbreitungsgrad der leistungs- bzw. beitragsorientierten Zusagen auf. Mit 70% verfügt Spanien sowohl für bestehende Mitarbeiter als auch für Neueintritte derzeit über den höchsten Verbreitungsgrad von Beitragszusagen in Europa. Mit einem Anteil von knapp zwei Drittel bei Neueintritten liegt Deutschland auf Platz 2 in Europa, noch vor Großbritannien und den Niederlanden.

Flexiblere Angebote für Mitarbeiter erhöhen die Attraktivität

 

Im Rahmen der aktuellen Rauser Towers Perrin-Studie betonen bAV-Verantwortliche die größere Flexibilität von beitragsorientierten bAV-Lösungen. Moderne Vorsorgungsprogramme können beispielsweise durch Wahlrechte bei der Mittelanlage oder Optionen für die Auszahlung im Leistungsfall auf die jeweiligen individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnitten werden. „Ein hohes Maß an Flexibilität ist deshalb so wichtig, weil maßgeschneiderte Programme eine höhere Wertschätzung erwarten lassen und die Akzeptanz im Unternehmen steigt“, so Rauser Towers Perrin- Expertin Griesbeck.

Zunehmende Verbreitung finden daher auch so genannte Matching-Konzepte, bei denen Arbeitgeber und Mitarbeiter gemeinsam zum Aufbau der Versorgungsleistungen beitragen. Attraktive Rahmenbedingungen setzen dabei Anreize zu verstärkter Eigenvorsorge und tragen zudem in effizienter Weise zur Schließung von Versorgungslücken im Alter bei.

Europaweite Harmonisierung von bAV-Programmen nicht im Vordergrund

 

Mit Blick auf die zunehmende Internationalisierung der Wirtschaft belegt die Studie, dass die länderübergreifende Harmonisierung bei der bAV für die Unternehmen bislang von nachrangiger Bedeutung ist. Rund 65 Prozent der Befragten gaben an, dass die Angleichung der Versorgungsregelungen auf europäischer Ebene noch kein Top-Thema auf ihrer aktuellen Agenda darstellt. Grund dafür sind die nach wie vor in den einzelnen europäischen Staaten stark voneinander abweichenden steuer- und arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen der bAV.

Hintergrundinformationen zur Studie

 

Die Rauser Towers Perrin-Studie „Auf dem Weg zu mehr Leistungs- und Risiko- Transparenz – Trends in der bAV in Deutschland im europäischen Vergleich“ stützt sich auf Antworten von ingesamt 435 HR-Managern und bAV-Verantwortlichen mittlerer und großer multinationaler Unternehmen aus den Niederlanden, Großbritannien, Spanien, Frankreich und Deutschland. Die Analyse identifiziert und bewertet grenzüberschreitende Trends, Motive und Gestaltungsmaßnahmen in der betrieblichen Altersversorgung.

Eine Zusammenfassung der Studienergebnisse ist kostenlos zu beziehen bei: Towers Perrin, Frau Anna-Maria Angermann, Eschersheimer Landstraße 50, 60322 Frankfurt/Main, Tel.: (069) 1505-5161, E-Mail: marketing_germany@towersperrin.com.