Das vorliegende Buch verfolgt wie noch kein anderes den Ansatz, beim Top-Management anzusetzen. Es möchte Spezialisten auf dem Gebiet Talent- oder Diversitymanagement einen strukturierten Leitfaden an die Hand zu geben, wie das Thema systematisch in die Führungsriegen von Organisationen und damit in die Unternehmensphilosophie integriert werden kann.

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Foto von Thought Catalog

Dabei wird in zutreffender Weise verdeutlicht, dass es sich bei dem Thema Gender Balance um eine strategische Ausrichtung der obersten Führungsebene handeln muss. Die Autorin versucht das Thema nicht im Sinne einer positiven Diskriminierung oder Quotenregelung zu adressieren. Sie empfiehlt vielmehr die strategische Ausrichtung zu überdenken und Frauen als erforderlichen Teil des Unternehmens notwendigerweise in allen Ebenen inhaltlich zu integrieren. Das Buch beschäftigt sich dabei im Wesentlichen mit einem „Step-by-Step-Approach“, also einem Ansatz, dies Schritt für Schritt zu verwirklichen.

Sehr intelligent und überzeugend wird in dem Buch anhand von Beispielen und umfassenden Studienergebnissen dargelegt, dass der Anteil von Frauen, die im tatsächlichen Leben Kaufentscheidungen und somit den Produkterfolg eines Unternehmen beeinflussen, immens ist. Deshalb käme es nahezu einer strategischen Fehlentscheidung gleich, die Denk- und Entscheidungsstrukturen einer weiblichen Kundin schon im Entwicklungsprozess zu ignorieren. Frauen die direkt am strategischen Entwicklungsprozess innerhalb des Unternehmens beteiligt sind, tragen somit unmittelbar zum Erfolg des Unternehmens bei.

Wer sich beruflich oder privat mit dem Thema „Frauen als vernachlässigte Talentgruppe und nicht als zu fördernde Problemgruppe“ auseinandersetzen möchte, findet in diesem Buch einen gelungenen Ansatz und überzeugende Strategien. Auch Talentmanager größerer Unternehmen bekommen Anregungen und einen sehr strukturieren Überblick, wie sie das Thema auf breiter Fläche implementieren können. Der Leser erhält also mit dem Buch eine Gebrauchsanleitung – mit dem Vorteil, dass sich auch Teile des Ansatzes losgelöst vom Gesamtkonzept umsetzen und integrieren lassen, ohne Schritt für Schritt vorzugehen oder das tatsächliche Ziel aus den Augen zu verlieren.

Außerordentlich gelungen und überzeugend sind die Beispiele internationaler Unternehmen und die beschriebenen Praxismodelle. In Zeiten, in denen allerorten der Mangel an Talenten diskutiert wird, erscheint es unabdingbar die große Gruppe der Frauen nicht als Talente auszugrenzen, sondern zielgerichtet in die unternehmerische Strategie zu integrieren, um als Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. „How Woman mean Business“ gibt außerdem Hinweise darauf, warum bisher so viele Versuche, mehr Frauen in Führung zu bringen, gescheitert sind.

Das Buch ist leicht zu lesen, sehr sachlich und überzeugend im Ansatz. Es stimmt positiv für die Zukunft, dass es Frauen wie Avivah Wittenberg-Cox gibt, denen es bereits gelungen ist, in vielen Unternehmen eine anderen Weg als die negativ besetzte „Quotenfrau“ zu integrieren und somit das gesamte Thema Gender Balance nicht als Problemthema, sondern als strategischen Ansatz aufzugreifen.

Der Titel des Buches „How Woman mean Business“ scheint mir allerdings wenig ansprechend. Leider könnte er gerade in Deutschland bei den Top-(male)-Managern eher abschreckend wirken. Ein Titel wie „Women: The Strategical Talent Resource for Competitive Markets“ wäre vermutlich sinnvoller gewesen, um das Interesse männlicher Top-Manager zu wecken und die Denkrichtung zu bestimmen.

Praktischer Nutzwert * * * * *
Lesbarkeit/Schreibstil * * * * *
Verständlichkeit * * * * *
Gliederung/Übersichtlichkeit * * * **
Meine persönliche Empfehlung für Personalverantwortliche * * * * *

How Women Mean Business: A Step by Step Guide to Profiting from Gender Balanced Business

Von Aviva Wittenberg-Cox

John Wiley & Sons; Auflage: 1. Auflage (13. April 2010)

17,50 Euro

ISBN: 978-0470688847