Inventar: Biografischer Hintergrund | Design Thinking
außerhalb der SAP? | Die vierte Dimension der Innovation |
Projekternte: Im Team innehalten |
Begriff reframen: Gemeinschaft statt Team | Ohne
Gesundheit keine Innovation     

oval brown wooden conference table and chairs inside conference room
Foto von Benjamin Child

Biografischer Hintergrund

Es ist zwölf Jahre her, dass ich Teil der Design-Thinking-Bewegung in Deutschland war: Damals arbeitete ich bei SAP in einem Innovationsteam, das sich intensiv mit den Grundlagen und der Anwendung des Design Thinking befasste. In einem kleinen, interdisziplinären Team haben wir bahnbrechende Ideen entwickelt und als Prototypen umgesetzt.

Die Arbeit gab mir das Gefühl, ein Pionier zu sein. Ich liebte es, mit meinen Kollegen in Palo Alto (Kalifornien) über Ideen zu brüten und ganze Besprechungsräume mit bunten Zetteln und Designskizzen zu füllen. Gemeinsam den Durchbruch in einer kniffligen Frage zu finden, war ein Gefühl wie Weihnachten. Dieses Innovations-High brannte sich in alle Zellen meines Körpers ein und wollte immer wieder getopt werden. Es ließ mich meine persönlichen Grenzen vergessen, und obwohl ich für das Unternehmen, die Vorgehensweise und meine Kollegen brannte, fühlte ich mich nach einiger Zeit völlig erschöpft und leer.           

Ich brauchte für mich einen Neuanfang. Daher beendete ich  vor zehn Jahren meine Zeit im Großkonzern und startete mein eigenes Unternehmen. Beflügelt von meinen Erfahrungen, suchte ich nach Wegen, das Erlernte im täglichen Projektgeschäft anzuwenden. 

Ausblick: Als Mensch an Arbeit wachsen    

Dies ist nur ein sehr kleiner Ausschnitt dessen, was ich mit dem „Brückenschlag zwischen den Kulturen“ gelernt habe. Durch Beobachten meiner indianischen Freunde und der Natur haben sich für mich ganz neue Welten eröffnet. Diese Einsichten haben nicht nur meine Unternehmen und Projekte bereichert, sondern mich auch als Mensch wachsen lassen.

Ich hoffe, ich kann Ihnen mit diesem Artikel Mut machen, noch weiter über den Tellerrand zu sehen. Es lohnt sich, Dinge zu verbinden, die auf den ersten Blick nicht zusammengehören.    

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Fotos: 

1) Mika Abey | www.pixelio.de
2) FotoHiero | www.pixelio.de
3) Foto: Günter Rehfeld | www.pixelio.de

           

Über die Autorin         

Barbara Wittmann ist IT-Beraterin, Coach für Führungskräfte, Autorin und Unternehmerin mit Seele. Die Suche nach gesunden Konzepten für Führung und Wachstum hat sie in die Wildnis geführt und zum alten Wissen indianischer Kulturen. Die Werte und Rituale, die auch heute noch lebbar sind, integriert sie mit Erfolg in ihren Geschäftsalltag.

www.barbarawittmann.de

 

Sind sie neugierig geworden und wollen mehr erfahren?     

04. bis 07. Juni 2015, St. Leonhard       

„In Zukunft führen“ – ist das erste indigene Cross-Culture-Management Seminar seiner Art auf europäischem Boden. Es ist eine Einladung zu neuen Erfahrungen. Die Teilnehmer werden an das mehrtausendjährige Wissen über das Wesen der Dinge herangeführt und erhalten so unschätzbar wertvolle Impulse für Beruf und Leben in einer sich ständig wandelnden Welt.

http://www.indi-gen.com/management-seminar-juni-2015
 

Meetings in Mokassins – führen mit Weisheit und
Seelenreife, Springer Gabler 2013      

Wie meistern Führungskräfte die Herausforderungen unserer Zeit? Aus welchen Werten beziehen sie ihre wahre Führungskraft? Und wie schaffen sie es, ihren Mitarbeitern Raum für deren persönliche Entfaltung zu geben, die letztendlich zum Erfolg und zur Erfüllung der Unternehmensvision führt?

In der Metapher des Häuptlings und seines Stamms finden wir Antworten auf die Frage, wie Führung mit Weisheit und Seelenreife gelingen kann – ein moderner Weg zum gesunden, kraftvollen und nachhaltig erfolgreichen Unternehmen.   

 

www.meetingsinmokassins.de

Begriff reframen: Gemeinschaft statt Team 

„Interdisziplinäres Team“ ist das geflügelte Wort des Design Thinking. Indigene Völker dagegen funktionierten in Gemeinschaften. Was ist der Unterschied zwischen dem einen und dem anderen?

Gemeinschaften verfügen aus indianischer Sicht über eine Seele: Sie pflegen klare Werte, die von allen Mitgliedern getragen werden. Grundregeln, die den Fortbestand garantieren. Jedes Mitglied hat seinen Platz und jeder weiß um die Talente des Einzelnen in der Gemeinschaft. Älteste sind ein wichtiges Bindeglied zwischen Wissen, Weisheit und Generationen.      

Praxistipp   

Ist-Werte, nicht Soll-Werte

Was sind die Werte, auf deren Basis Ihr Team funktioniert?
An diese Werte kann nicht oft genug erinnert werden. Nutzen Sie
das nächste Teammeeting dazu.          

Mehr Lebenserfahrung!
Wer sind die „Ältesten“ in Ihrem Unternehmen? Binden Sie diese als
Ratgeber in Projekte ein. Manchmal braucht es weniger Experten und
mehr Lebenserfahrung.

Tell your talent
Wissen Sie um die Talente aller Ihrer Teammitglieder? Geben Sie
beim nächsten Meeting jeder Person Raum, ein Hobby vorzustellen
und zu erzählen, was sie daran fasziniert.

Die vierte Dimension der Innovation  

Innovation wird häufig als Schnittmenge aus Technologie, Wirtschaft und Mensch betrachtet. Hier fehlt ein ganz essentielles viertes Element: die Natur. Aus indianischer Sicht geschieht alles Handeln in Harmonie mit der Natur. Sie ist durch die Jahreszeiten nicht nur Vorbild für den Prozess der Erneuerung und die Mutter aller Innovation, sondern auch eine Kraftquelle für alle Menschen.
           

Praxistipp   

Beobachten
Im Design Thinking ist Beobachten ein zentrales Element.
Schulen Sie Ihre Beobachtungsgabe, indem Sie Zeit in der
Natur verbringen. Setzen sie sich für eine Stunde in den Park
und lassen Sie sich von der Fülle an Leben überraschen.          

Locker werden
Bewegen Sie das Problem. Besprechungsräume grenzen oft ein.
Gehen Sie mit der Problemstellung auf einen Spaziergang in der Natur
oder setzen Sie sich unter einen Baum. Lassen Sie neue
Perspektiven und Impulse zu.   

Kraft tanken
Machen Sie aus dem variablen Raum einen natürlichen Raum.
Verlagern Sie Kreativsitzungen unter den freien Himmel.

Ohne Gesundheit keine Innovation    

In der Wirtschaft legen wir sehr viel Wert auf Methoden und Prozesse innerhalb des Unternehmens- und Projektkontextes. Dabei vernachlässigen wir oft eine Tatsache: Im indianischen Sinne kann eine Gemeinschaft, also ein Team als Ganzes, nur dann gesund sein, wenn jeder Einzelne auf seine Gesundheit achtet. Das gilt nicht nur für den Körper, sondern auch für die Seele. Es ist wichtig, dass jeder Einzelne eigene Rituale hat und sich Zeiten zur Reflektion und für sein persönliches Wachstum nimmt. Rituale sind nicht nice to have. Sie sind vor allem dann existenziell wichtig zur Erhaltung von Lebensfunktionen, wenn Projekte und in ihnen Menschen mit schweren Turbulenzen umgehen müssen.
           

Praxistipp   

Symbolische Ordnung
Was sind Ihre täglichen Rituale? Was tut Ihnen in der Mittagspause gut?
Ist es vielleicht das Lesen in einem guten Buch? Etablieren Sie
mindestens ein tägliches Ritual. Dabei stehen Sie im Mittelpunkt –
das ist Ihre Zeit und Balsam für Ihre Seele.       

Ich bin nicht digital

Nehmen Sie sich täglich eine digitale Auszeit. Das bedeutet:
Handy, Computer etc. ausschalten und einfach nur „sein“.
Bereits eine Stunde digitale Pause bewirkt wahre Wunder.        

Körper gut – Kopf gut
Was tut Ihrem Körper gut? Wann haben Sie sich das letzte Mal eine
Massage gegönnt? Unser Körper leistet täglich Großes,
behandeln Sie ihn mit Respekt.

Projekternte: Im Team innehalten       

In unserer schnell getakteten Welt wird Erfolg als selbstverständlich angesehen. Er ist demnach eine natürliche Folge aus Fleiß, Intelligenz und Arbeitswillen.

Doch jeder Erfolg wurde vor allem von Menschen gemacht. Seit alters her werden Ernten gefeiert, indem mit Dankbarkeit an all jene gedacht wird, die geholfen haben, und an alle Umstände, die zum Gelingen beigetragen haben. Fehlt dem Team dieses gemeinsame Innehalten, nehmen wir uns die Möglichkeit, auf das Erreichte stolz zu sein. Und wir versagen uns, was uns Menschen wachsen lässt: die Wertschätzung.        

Praxistipp   

Verinnerlichen 
Haben Sie den letzten Projektabschluss gefeiert? 
Wenn nicht, ist jetzt Zeit, dies nachzuholen! 


Das „Du“ bewusst machen
Wertschätzung ist Nahrung für unsere Seele: Sagen Sie Ihren
Teammitgliedern, was die Zusammenarbeit mit ihnen für Sie
so wertvoll macht.       

Die Landkarte nachzeichnen
Nehmen Sie sich die Zeit, am Projektende gemeinsam zu reflektieren.
Stellen Sie sich die Fragen: Was war für jeden das Highlight?
An welchen Herausforderungen sind wir gewachsen?     

Design Thinking außerhalb der SAP?

Schnell begriff ich, dass nicht immer ideale Bedingungen herrschen, die Prinzipien des Design Thinking in vollem Umfang anzuwenden. Den Luxus, in einem Inkubator mit Menschen zu brüten, die diese Grundprinzipien verstehen und leben, fand ich in meinem neuen Umfeld nur selten vor. Auf der Suche nach Wegen, zumindest Ansätze des Design Thinking in meine neue berufliche Realität zu transportieren, musste ich feststellen, dass mir vor lauter Arbeit der Zugang zu meiner eigenen Kreativität verlorengegangen war. Ich brauchte wieder Raum für mich, einen Ort der Ruhe. Es war Zeit, mir einen Kindheitstraum zu erfüllen: Ich kaufte mir ein indianisches Tipi, das fortan in meinem Garten in der Nähe von München stand.

Feuer zu machen und still im Tipi zu sitzen, wurde zu meinem persönlichen Ritual. Ich konnte an diesem Ort Ruhe und vor allem neue Ideen finden. Fasziniert von der Magie dieses einfachen Bauwerks, befasste ich mich mehr und mehr mit der indianischen Kultur. Ich fing an, die Ursprungsorte der indianischen Lehren zu besuchen und mich in Reservaten aufzuhalten. Mit der Zeit sah ich immer mehr Parallelen zwischen modernen Management- und Innovationsmethoden und den alten Lehren.

Es liegt viel Weisheit in indigenen Ansätzen, die auch heute noch Anwendung in Unternehmen und Projekten finden können. Indigene Völker kennen das Wort Innovation nicht. Sie sprechen von Erneuerung, denn das ist es, was ihnen die Natur täglich zeigt und im Spiegel vorhält.