So gewinnen Sie die Herzen Ihrer RecruiterInnen: Attraktivität als Arbeitgeber steigern

In einer Zeit, in der der „War for Talents“ intensiver denn je ist, hat die Rolle der Recruiterinnen an Bedeutung gewonnen. Doch während viele Unternehmen in externe Beratungen investieren und sich um die besten Talente bemühen, vernachlässigen sie oft diejenigen, die dafür verantwortlich sind: ihre eigenen Recruiter. Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein – nicht nur für Talente, sondern auch für diejenigen, die diese Talente anwerben – müssen Sie sich dringend mit den Bedürfnissen und Erwartungen Ihrer Recruiterinnen auseinandersetzen. Hier sind einige Ansätze, wie Sie Ihre Attraktivität steigern können.

Die Bedeutung von Basisbedürfnissen

Ein grundlegendes Problem in vielen Unternehmen ist, dass die klassischen Basisbedürfnisse von Recruitern nicht ausreichend erfüllt werden. Dazu gehören die Bereiche Kompensation, Wertschätzung und Weiterbildung.

Kompensation: Zunächst ist die Vergütung ein wichtiger Faktor. Obwohl Recruiting eine anspruchsvolle und oft stressige Tätigkeit ist, wird sie in vielen Unternehmen schlechter bezahlt als vergleichbare Positionen. In einigen Fällen gibt es keine oder nur sehr geringe Boni, was dazu führen kann, dass sich Recruiterinnen in ihrer Arbeit nicht ausreichend anerkannt fühlen. Eine faire und transparente Vergütung ist hier der erste Schritt, um die Zufriedenheit zu erhöhen. Darüber hinaus sollten Boni an klar definierte und erreichbare Ziele geknüpft sein. Dies zeigt den Mitarbeitenden nicht nur, dass ihre Arbeit wertgeschätzt wird, sondern fördert auch die Motivation und das Engagement im Team.

Wertschätzung: Denn wie bereits erwähnt ist die Anerkennung neben der Entlohnung ein zentraler Aspekt. Viel zu oft wird im Unternehmen der Eindruck vermittelt, „Recruiting kann doch jeder“. Diese Einstellung führt dazu, dass die Arbeit der Recruiter und Recruiterinnen nicht die Wertschätzung erhält, die sie verdient. Es ist wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie komplex und wertvoll die Arbeit im Recruiting tatsächlich ist. Eine Möglichkeit ist, Erfolge im Recruiting sichtbar zu machen und zu feiern. Dies könnte durch ein „Shout Out Loud“-Programm geschehen, bei dem Recruiting-Erfolge regelmäßig gewürdigt und intern kommuniziert werden. Solche Maßnahmen tragen nicht nur zur Anerkennung bei, sondern stärken auch den Zusammenhalt und das Selbstvertrauen im Team.

Weiterbildung: Die Welt des Recruitings entwickelt sich ständig weiter, vor allem durch den Einfluss der Digitalisierung. Um in diesem dynamischen Umfeld erfolgreich zu sein, brauchen Recruiterinnen und Recruiter kontinuierliche Weiterbildungsmöglichkeiten. Ein Beispiel dafür ist die Weiterbildung zum Digital Recruiter, die auf Plattformen wie personal-manager.at angeboten wird. Unternehmen sollten für ihre Recruiterinnen eine individuelle „Learning Journey“ schaffen, die es ihnen ermöglicht, sich in neuen Techniken und Tools weiterzubilden. Solche Bildungsangebote sind nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung, sondern auch eine Investition in die Zukunft des Unternehmens, da sie sicherstellen, dass das Recruiting-Team immer auf dem neuesten Stand ist.

Karrieremöglichkeiten

Recruiterinnen sind oft die ersten, die sich um die Karriere anderer kümmern, aber wie sieht es mit ihrer eigenen aus? Oft ist die Karriereleiter für Recruiterinnen in Unternehmen sehr flach. Dies kann dazu führen, dass sich talentierte und ambitionierte Mitarbeiter*innen nach anderen beruflichen Möglichkeiten umsehen. Unternehmen, die ihre Recruiting-Teams ernsthaft fördern wollen, sollten daher echte Aufstiegschancen bieten.

Recruiting-Expert*innen in höhere Führungspositionen zu befördern, ist ein guter Ansatz. Dies kann durch gezielte Mentoring-Programme oder spezielle Führungskräftetrainings unterstützt werden. Dahinter steht die Idee, dass Recruiting-Expert*innen wertvolle Einblicke und Erfahrungen in die Unternehmensführung einbringen können, insbesondere wenn es um Talentmanagement und Personalstrategie geht. Die Vermarktung dieser Umstrukturierung nach innen und außen kann zudem das Image des Unternehmens stärken und zeigen, dass es Talente im eigenen Haus fördert und anerkennt.

Effizienzsteigerung durch Automatisierung

Eine der größten Herausforderungen im Recruiting ist der hohe administrative Aufwand, der mit der Bearbeitung von Bewerbungen, der Terminplanung und anderen Aufgaben verbunden ist. Diese Tätigkeiten nehmen wertvolle Zeit in Anspruch, die besser in strategische Aufgaben investiert werden könnten.

Um dieses Problem zu lösen, sollten Unternehmen analysieren, welche Aufgaben die meiste Zeit in Anspruch nehmen und überlegen, wie diese Prozesse automatisiert werden können. Es gibt eine Vielzahl von Tools, die den Rekrutierungsprozess effizienter gestalten können. Von Bewerbermanagementsystemen über automatisierte Terminplanung bis hin zu KI-gestützter Vorauswahl – die richtige Technologie kann Ihre Personalverantwortlichen erheblich entlasten. So bleibt mehr Zeit für die wirklich wichtigen Aufgaben wie die Direktansprache von Kandidatinnen oder die Pflege des Talentpools.

Klare Kommunikation und verbindliche Reaktionszeiten

Mangelndes oder verspätetes Feedback von Führungskräften ist ein weiteres Problem im Rekrutierungsprozess. Wenn Unterlagen nicht zeitnah bearbeitet oder Vorstellungsgespräche erst Wochen später terminiert werden, leidet darunter nicht nur die Time-to-Hire, sondern auch die Motivation der Recruiterinnen. Dies kann frustrierend sein und den gesamten Recruiting-Prozess ineffizient machen.

Um diesem Problem entgegenzuwirken, sollten Unternehmen klare Kommunikationswege und verbindliche Reaktionszeiten etablieren. Es ist wichtig, dass Führungskräfte und andere Entscheidungsträger zeitnah auf Anfragen von Recruitern reagieren. Dies kann durch die Einführung einer „Soll-Reaktionszeit“ unterstützt werden, die genau definiert, wie schnell eine Rückmeldung erfolgen muss. Klare Absprachen und verbindliche Kommunikationswege tragen dazu bei, den Prozess zu beschleunigen und die Zusammenarbeit zwischen Recruiting und Führungskräften zu verbessern.

Weiterbildung im Team: Die Recruiting-Academy

Neben individueller Ausbildung ist auch die Weiterbildung im Team von großer Relevanz. Ein Ansatz, der sich in vielen Unternehmen bewährt hat, ist die Einführung einer internen „Recruiting Academy“. Dabei handelt es sich um regelmäßige Fortbildungsmaßnahmen, die im Team durchgeführt werden.

Einmal im Monat könnte sich beispielsweise das gesamte Recruiting-Team zwei Stunden Zeit nehmen, um sich mit einem bestimmten Thema auseinanderzusetzen. Dazu könnten interne oder externe Referenten eingeladen werden, die neue Perspektiven und Wissen vermitteln. Diese Weiterbildungsmaßnahmen fördern nicht nur den Wissensaustausch im Team, sondern stärken auch den Zusammenhalt und das gemeinsame Verständnis für die Herausforderungen im Recruiting. So bleibt das Team nicht nur fachlich, sondern auch in der Zusammenarbeit auf dem neuesten Stand.

Externe Expertise

So wertvoll interne Fortbildungen auch sind, der Blick von außen kann oft neue Impulse geben. Selbst wenn die Inhalte den eigenen, bereits bekannten Themen ähneln, können externe Experten neue Perspektiven einbringen.

Durch die regelmäßige Einladung von externen Referenten oder Trainerinnen können Unternehmen frischen Wind in ihre Rekrutierungsprozesse bringen. Dieser externe Input hilft oft, eingefahrene Denkmuster aufzubrechen und neue Ideen zu entwickeln. Die externe Perspektive wird von Recruitern in der Regel geschätzt, da sie ihnen ermöglicht, über den Tellerrand hinauszuschauen und innovative Ansätze für ihre Arbeit zu finden.

Motivation durch Teamziele und gemeinsame Erfolge

Um die Motivation zu fördern, können Teamziele und gemeinsame Erfolge eine wichtige Rolle spielen. Die Ziele müssen nicht immer groß und langfristig sein – auch kleine, regelmäßige Vorgaben können die Motivation steigern.

Ein Beispiel wäre die Einführung von Quartalszielen im Recruiting-Team. Diese Ziele sollten regelmäßig überprüft und bei Erreichen gefeiert werden. Eine gemeinsame Veranstaltung oder ein Teamessen können helfen, Erfolge zu würdigen und den Teamgeist zu stärken. Solche gemeinsamen Aktivitäten fördern nicht nur die Motivation, sondern auch den Zusammenhalt im Team, was wiederum die Effizienz und Zufriedenheit steigert.

Erfolge sichtbar machen: Das „Shout Out Loud“-Prinzip

Nicht zuletzt sollten die Erfolge der Rekrutinnen nicht im Verborgenen bleiben, sondern sichtbar gemacht und gefeiert werden. Dies kann über verschiedene interne Kommunikationskanäle geschehen, sei es über Newsletter, Meetings oder das Intranet. Unternehmen sollten Plattformen schaffen, auf denen Rekrutierungserfolge geteilt und anerkannt werden. Dies erhöht nicht nur die Anerkennung im Unternehmen, sondern stärkt auch das Selbstvertrauen der Recruiterinnen und fördert ein positives Arbeitsklima.

Fazit: Investieren Sie in Ihre Recruiter und Recruiterinnen!

Ihre Attraktivität als Arbeitgeber hängt nicht nur davon ab, wie gut Sie Talente anziehen, sondern auch davon, wie gut Sie Ihre eigenen Recruiting-Teams unterstützen und motivieren. Recruiterinnen sind das Rückgrat des Talentmanagements und es lohnt sich, in ihre Zufriedenheit, Weiterbildung und Karriereentwicklung zu investieren. Indem Sie die klassischen Grundbedürfnisse erfüllen, echte Karrieremöglichkeiten bieten, die Effizienz durch Automatisierung steigern, klare Kommunikationswege schaffen und den Teamzusammenhalt stärken, stellen Sie sicher, dass Ihre Recruiterinnen nicht nur zufrieden, sondern auch hoch motiviert und erfolgreich sind. Nur so können Sie langfristig sicherstellen, dass Ihr Unternehmen die besten Talente anzieht und sich als attraktiver Arbeitgeber positioniert.

Über Tim Verhoeven

Tim Verhoeven beschäftigt sich seit 2006 professionell mit dem Thema HR in vielen unterschiedlichen Facetten und bezeichnet sich selbst als „Recruiting-Nerd“. Nach verschiedenen Stationen im Employer Branding und Recruiting bei Vodafone, Weidmüller, Elégance und BearingPoint ist er nun seit über drei Jahren Senior Manager Talent Intelligence und Evangelist bei Indeed. Außerdem ist Tim Verhoeven Autor der HR-Bücher „Candidate Experience“ und „Digitalisierung im Recruiting“ sowie Blogger auf recruitingnerd.de.

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