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Foto von Samantha Gades
Dieser Befund fordert die Personalpolitik der Kommunen heraus, denn zwei Probleme müssen gelöst werden: erstens der Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit älterer Mitarbei-ter, wozu neben der gesundheitlichen Leistungsfähigkeit auch der Erhalt der Qualifika-tion, der Motivation und Lernbereitschaft zählt, sowie zweitens die Gestaltung der Generationen übergreifenden Zusammenarbeit. Während Kommunen dem präventi-ven Arbeits- und Gesundheitsschutz und dem lebenslangen Lernen im Zusammenhang mit einer demografiesensiblen Personalpolitik viel Aufmerksamkeit schenken, beach-ten sie das Handlungsfeld der Zusammenarbeit oft weniger. Dabei zeigen viele Studien, dass es gerade die social facts sind – soziale Unterstützung und Integration im Team, Anerkennung und Kommunikation am Arbeitsplatz – die für den Erhalt der Leistungs-fähigkeit und die Arbeitszufriedenheit Älterer eine besonders große Rolle spielen.

Durch die Beschäftigungspolitik der Vergangenheit – Einstellungsstopp und Vorruhe-standsregelungen – haben sich in vielen Kommunen altershomogene, auf das mittlere Alter zentrierte Belegschaften herausgebildet. Dies hat zu einem Kompetenzverlust im Umgang mit älteren Beschäftigten geführt. Um die negativen Folgewirkungen dieser Altersstruktur – zum Beispiel Blockade von Aufstiegswegen oder Pensionierungswellen – aufzufangen, wird die Personalrekrutierung der Kommunen künftig stärker auf al-tersgemischte, ausgewogene Belegschaftsstrukturen achten müssen. Vor diesem Hin-tergrund gewinnt Senior-Recruitment an Bedeutung und damit auch die Notwendig-keit, ältere Neueintritte in bestehende Abteilungen oder Teams integrieren zu müssen. Die Entgeltsysteme und Strukturen der Kommunen wären daraufhin weiterzuentwi-ckeln. Denn hält der öffentliche Dienst am bestehenden System des Bewährungsauf-stiegs fest, hätte er kaum Chancen, erfahrene und damit oft ältere, qualifizierte Fachkräfte vom externen Arbeitsmarkt zu rekrutieren, worauf er in Zukunft stärker angewiesen ist.

Wie funktioniert „altersgemischt“?

Generationenübergreifende Zusammenarbeit birgt spezifische Konflikte: Der ältere Kollege, der sich von einem jüngeren Vorgesetzten nichts sagen lassen will, der Jünge-re, der seine Aufstiegsmöglichkeiten blockiert sieht oder belastende Arbeiten für den Älteren mit erledigen soll. Hier sind vor allem die Führungskräfte gefragt. Und das ob-wohl sie oft Teil des Problems sind, da sie in der Regel selbst zu den Älteren zählen. Insofern sind sie zum einen als Vorbild im Umgang mit dem eigenen Älterwerden im Arbeitsprozess gefordert, zum anderen ist es ihre Aufgabe, in ihrem Führungsverhalten ein Unternehmensleitbild zu kommunizieren, das die Leistungspotentiale aller Alters-gruppen gleichermaßen wertschätzt und fördert. Aufgabe der Führungskräfteschulung wäre es, zur Reflexion des eigenen Altersprozesses anzuhalten und Vorbehalte gegen-über Älteren abzubauen.

Zur Gestaltung der Generationen übergreifenden Zusammenarbeit zählt auch der Wis-sens- und Erfahrungstransfer. Soll beim altersbedingten Ausscheiden von Mitarbeitern nicht wertvolles Know-how verloren gehen, kann man ihn nicht – wie in der Praxis oft üblich – dem Zufall überlassen. Es gibt verschiedene Ansätze, den Wissens- und Erfah-rungstransfer institutionell zu verankern und zu organisieren: zum Beispiel durch Pa-ten- und Mentorenprogramme, bei denen Ältere Betreuungs- und Einarbeitungsfunk-tionen für jüngere Fachkräfte oder Neuanfänger übernehmen; die Einrichtung alters-gemischter Teams oder von Tandemarbeitsplätzen, an denen erfahrene Mitarbeiter über einen gewissen Zeitraum – z.B. für die Durchführung eines Projekts - mit jünge-ren, weniger Erfahrenen zusammenarbeiten, oder auch die Einrichtung regelmäßiger altersgemischter Gesprächskreise zu Themen innerhalb des jeweiligen Aufgabenbe-reichs. Mindestens ebenso wichtig ist es, die unterschiedlichen Kompetenzen und Stärken Jüngerer und Älterer zu vernetzen. In der systematischen Nutzung der kom-plementären altersspezifischen Fähigkeiten durch altersgemischte Teams liegen Poten-tiale, die bisher selten gezielt genutzt werden.